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Apple AirPods 4 & AirPods 4 ANC Test: Die sind nicht ganz dicht!

Apple AirPods 4 & AirPods 4 ANC Test: Die sind nicht ganz dicht!

Die neuen Apple AirPods 4 gibt es gleich in doppelter Ausführung: Zum einen eine normale Version als direkte Nachfolger der AirPods 3. Zum anderen eine teurere Version mit dem etwas sperrigen Namen “Apple AirPods 4 mit aktiver Geräuschunterdrückung”, kurz: AirPods 4 ANC (Active Noise-Cancelling). Eine elektronische Geräuschdämpfung haben inzwischen viele Bluetooth-Kopfhörer zu bieten. Die meisten In-Ear-Modelle damit dichten jedoch die Ohren mit Silikongummis ab. Die AirPods 4 dagegen hängen wie ihre Vorgänger und Vorvorgänger zurück bis zu den allerersten Kabelkopfhörern von Apple locker in den Ohren. Bei solchen nicht abdichtenden In-Ear-Kopfhörern ist ANC eher selten anzutreffen. Warum das so ist, wie gut das bei Apple klappt und wie gut sich beide 4er bei Klangqualität, Akkulaufzeit und weiteren Eigenschaften schlagen, haben wir ausgiebig getestet.

Die neuen AirPods 4 sehen nicht neu aus

Apple verspricht für die AirPods 4 ein komplett neues Design. Wer das alleine auf das äußere Erscheinungsbild bezieht, wird die Stirn runzeln. Beide 4er-Varianten unterscheiden sich nicht voneinander und sehen auch nur dezent anders aus als ihre Vorgänger. So hat sich an der Grundform mit kleinem Knubbel und angehängtem Stäbchen nichts geändert. Apple nennt das nun zwar Open Ear Design, doch Open-Ear-Kopfhörer wie die Shokz OpenFit lassen die Gehörgänge komplett offen. Die 4er sind gemäß IP54 gegen Staub und Wasser geschützt, Regen oder feuchtes Abwischen macht ihnen also nichts aus. An den unteren Enden befinden sich weiterhin Druckschalter. Darüber lassen sich die In-Ears mit kurzen und langen Kniffen steuern, um etwa einen Anruf anzunehmen oder einen Musiktitel zu überspringen. Das klappt zuverlässig und im Gegensatz zur sonst verbreiteten Touch-Bedienung hämmert man sich nicht die Kopfhörer in die Ohren. Einen gravierenden Nachteil gibt es dennoch: Lautstärkeeinstellungen sind an den In-Ears nicht möglich. Wer dafür nicht das Telefon aus der Tasche ziehen will, muss Siri für lautere oder leisere Wiedergabe anquatschen. Nettes Extra: Wenn Siri zum Beispiel einen eingehenden Anruf meldet, lässt sich der mit Kopfnicken annehmen oder mit Kopfschütteln abweisen.

Die neuen AirPods 4 sehen den AirPods 3 sehr ähnlich, abgesehen von kleineren Mikrofonöffnungen und etwas größerem Schallauslass.

Die neuen AirPods 4 sehen den AirPods 3 sehr ähnlich, abgesehen von kleineren Mikrofonöffnungen und einem etwas größeren Schallauslass.

Foto: COMPUTER BILD

Neues Design heißt bei Apple neue Technik

Bei genauem Hinschauen zeigt sich, dass die schwarzen Öffnungen und Sensoren etwas andere Größen als bei den Vorgängern haben und ein wenig anders platziert sind. Vor allem fallen an der Vorderseite die Schallauslässe etwas schmaler aus. Laut eigenen Angaben hat Apple dazu Tausende unterschiedliche Ohren vermessen, um für die Form den besten Kompromiss zu finden. Verschiedenen Testern passten sie jedenfalls gut, die AirPods 4 hielten sicher und drückten dennoch nicht – bequemer geht es praktisch nicht, ein nennenswerter Unterschied zu den AirPods 3 ließ sich aber nicht feststellen. Im Englischen umfasst der Begriff “Design” die gesamte technische Konstruktion, die wichtigeren Neuerungen bei den AirPods 4 finden sich denn auch im Inneren: Apple stattet die AirPods 4 mit kräftigeren Audioverstärkern sowie mit neuen Schallwandlern aus. Herz und Hirn gleichzeitig ist der Apple-eigene H2-Prozessor. Der ist nicht nur für die Bluetooth-Verbindung zum Smartphone, Tablet, Computer oder Fernseher sowie für sämtliche Steuerungsaufgaben zuständig, er soll auch zum Beispiel beim Telefonieren die Sprachqualität verbessern.

AirPods 4 mit ANC und weiteren Extras

Die Apple AirPods 4 mit aktiver Geräuschunterdrückung können darüber hinaus mit zusätzlichen Extras aufwarten. Da ist die schnuckelig kleine Ladedose außer per USB-C auch drahtlos mit Qi-Technik aufladbar. Das Döschen hält aber nicht magnetisch, Ladepads müssen also halbwegs horizontal ausgerichtet sein. Außerdem ist ein kleiner Piepser eingebaut, der Statusmeldungen etwa beim Aufladen gibt und als Suchhilfe dient. Ansonsten unterscheiden sich beide Dosen nicht, bei gleicher Dicke und Höhe (4,6×2,1 Zentimeter) sind sie mit 5 Zentimetern genau 4 Millimeter schmaler als die der AirPods 3 – und damit selbst in engen Hosen unauffällig. Mit ihren eingebauten Akkus können die Dosen die AirPods etwa dreimal unterwegs nachladen. Die In-Ears selbst hielten im Test mit eingeschalteter Geräuschunterdrückung 7:42 Stunden durch. Ohne ANC verlängert sich die Akkulaufzeit nur wenig, im Test waren es 7:57 Stunden. Rekordwerte sind das nicht, dafür sind die AirPods 4 aber auch echte Leichtgewichte. Sie bringen nur 8,8 Gramm pro Paar auf die Waage, manche Konkurrenten wiegen mehr als das Doppelte. Wer auf dem Sprung ist und den leergelaufenen AirPods 4 nur 10 Minuten Ladepause gönnt, kann sie anschließend bereits wieder für 2:47 Stunden mit und nahezu 3 Stunden ohne ANC verwenden.

Für die Einstellungen an den AirPods 4 gibt es keine App, stattdessen findet sich alles in den Systemeinstellungen von iOS und Mac OS, einschließlich ANC-Umschaltung und Suchhilfe.

Für die Einstellungen an den AirPods 4 gibt es keine App, stattdessen findet sich alles in den Systemeinstellungen von iOS und macOS, einschließlich ANC-Umschaltung und Suchhilfe.

Foto: COMPUTER BILD

Die Geräuschunterdrückung ist besser als nichts

Und wie gut funktioniert die aktive Geräuschunterdrückung? Erstaunlich gut! Zur Lärmbekämpfung produzieren die AirPods 4 ANC sogenannten Gegenschall, der die störenden Schallwellen vor den Gehörgängen auslöscht. Ohne abdichtende Silikongummis in den Ohren schleichen sich dennoch Umgebungsgeräusche an den Kopfhörern vorbei in die Gehörgänge und in der anderen Richtung Gegenschall unverrichteter Dinge heraus. Die Kopfhörer müssen um so mehr schuften, um den Lärm merklich zu reduzieren. Mit gleichmäßigen Geräuschen wie etwa in der Bahn, im Flugzeug oder dem Verkehrslärm auf großen Straßen klappt das erstaunlich gut. Die senkt die Geräuschunterdrückung deutlich in der Lautstärke herab – mit wohltuender Wirkung. Auch das Summen und Rauschen allgegenwärtiger Technik wie Druckern, PCs und Kühlschränken ist mit den AirPods 4 in den Ohren fast nicht mehr zu hören. Gespräche dagegen dämpft das ANC deutlich weniger. Den AirPods Pro 2 gelingt das mit ihrem abdichtenden Design deutlich besser, auch gleichmäßige Geräusche sind damit noch mal eine Spur leiser. Das ist jedoch nicht nur eine Preisfrage, sondern auch eine des Tragekomforts. Mit den Pro 2 ist die Ruhe fast schon gespenstisch, außerdem sind die Ohren zugestopft. Die AirPods 4 mit aktiver Geräuschunterdrückung dagegen bieten sozusagen ANC light. Wie bei den Pro 2 sind verschiedene Modi wählbar:

  • Geräuschunterdrückung: In diesem Modus ist die Lärmbekämpfung kontinuierlich aktiv. Sie ist nicht wie etwa bei Sony-Kopfhörern in der Wirkungsstärke einstellbar.
  • Adaptiv: Damit arbeitet die Geräuschunterdrückung nur so viel wie nötig, passend zum akuten Umgebungslärm. So ist etwa im Büro die gesamte Umgebung noch gut zu hören, nach dem Öffnen eines Fensters an einer viel befahrenen Straße regeln die AirPods 4 die Dämpfung innerhalb weniger Sekunden hoch.
  • Transparenz: Damit schalten die Mikrofone in den AirPods 4 auf Durchzug und leiten Umgebungsgeräusche gezielt weiter. Der Klangeindruck entspricht ziemlich genau dem ohne Kopfhörer, während die ausgeschalteten In-Ears alleine durch ihre Anwesenheit vor den Gehörgängen alles etwas dumpfer klingen lassen.
  • Aus: Bei ausgeschalteter Geräuschdämpfung verhalten sich die Apple AirPods 4 ANC wie die günstigere Variante ohne aktive Dämpfung.

Der Wechsel zwischen den Modi erfolgt im Kontrollzentrum von iPhone und iPad oder in den Systemeinstellungen vom Mac. Mit anderen Bluetooth-Geräten sind keine Einstellungen möglich, dann klappt nur die Wiedergabe im gerade aktuellen Modus.

Die neuen AirPods 4 (Mitte) klingen besser als die Vorgänger (links), aber nicht ganz so gut wie die AirPods Pro 2.

Die neuen AirPods 4 (Mitte) klingen besser als die Vorgänger (links), aber nicht ganz so gut wie die AirPods Pro 2.

Foto: COMPUTER BILD

So klingen die neuen AirPods 4 im Test

Die kräftigen Schallwandler der Apple AirPods 4 sind nicht alleine zur Lärmbekämpfung gut, sie sorgen auch für eine merklich bessere Klangqualität als bei den Vorgängern. Die waren bereits nicht schlecht, wirken nun aber im Vergleich mit den neuen etwas blutarm. Die AirPods 4 klingen merklich wuchtiger und mit dezenter Bassbetonung sehr gefällig, ohne gleich wummernd zu übertreiben. Sie verleihen Gesangsstimmen mehr Volumen, aber auch da ohne dröhnende Untertöne. Mit hochaufgelösten Aufnahmen etwa von Apple Music fallen die Unterschiede deutlicher aus, da tönen die AirPods 4 nicht nur druckvoller, sondern auch feiner. An die Pro 2 kommen sie jedoch auch bei der Klangqualität nicht heran. Die bilden die Musik klarer ab und grenzen Stimmen und Instrumente besser voneinander ab. Zwischen den AirPods 4 und den 4ern mit aktiver Geräuschdämpfung gibt es keinen Unterschied, das verhilft den AirPods 4 auch im Vergleich zu anderen Marken zu einem sehr guten Preis-Klang-Verhältnis.

Zur optimalen Wiedergabe von Musik und Filmen im Dolby Atmos Format, ist eine individuelle Anpassung an die Ohren möglich.

Zur optimalen Wiedergabe von Musik und Filmen im Dolby-Atmos-Format ist eine individuelle Anpassung an die Ohren möglich.

Foto: COMPUTER BILD

Personalisiertes 3D-Audio mit Kopferfassung

Keine Änderungen gibt es beim räumlichen Hören: 3D-Audioformate wie Dolby Atmos kann ohnehin jeder Bluetooth-Kopfhörer abspielen, solange das Abspielgerät die Tonspuren entsprechend aufbereitet. Kopfhörer müssen diese angepassten Tonspuren für das linke und rechte Ohr nur noch wiedergeben. Die Raumklang-Aufbereitung funktioniert allerdings besser, wenn sie individuell auf die Ohren abgestimmt ist. Für die AirPods 4 ist das in den Einstellungen am iPhone oder iPad sehr einfach mit Personalisiertes 3D-Audio möglich, dazu erfassen Selfie-Kamera und Face-ID-Sensoren einen 3D-Scan des Kopfes. Auch hier stehen verschiedene Modi zur Auswahl:

  • Fixiert: Die Wiedergabe erfolgt angepasst an die individuelle Anatomie. Damit spielt sich die akustische Abbildung weniger mitten im Kopf ab, sondern verlagert sich etwas davor. Das funktioniert bereits mit Stereoton sehr ordentlich, besser noch klappt das mit Aufnahmen im Dolby-Atmos-Format – egal, ob mit Musik von Apple oder etwa Tidal oder mit Filmen beispielsweise von Netflix. Theoretisch ermöglicht Dolby Atmos auch eine räumliche Ortung von oben, da darf man jedoch generell von Kopfhörern nicht zu viel erwarten. Wenn diese Einstellung eher kalt und hell als räumlich klingt, ist womöglich der Kopf-Scan nicht gut gelungen. Dann lohnt sich ein neuer Versuch.
  • Kopferfassung: In dieser Einstellung (englisch “Headtracking”) erfassen die AirPods ihre Ausrichtung zum Abspielgerät, damit bei Kopfbewegungen die Klangabbildung stets auf den Bildschirm ausgerichtet bleibt. Guckt man also rechts am Bild vorbei, ist der Ton hauptsächlich im linken Ohr zu hören. Damit wirkt der räumliche Klang selbstverständlicher und echter.
  • Aus: Der 3D-Zauber lässt sich auch abschalten. Wer sich jedoch erst daran gewöhnt hat, wird ihn selbst für Podcasts eingeschaltet lassen.

Interessant ist schließlich auch der Vergleich der Sprachqualität bei Telefonaten und Videokonferenzen. In ruhiger Umgebung klappt das bereits mit den Vorgängern recht gut. Mit den neuen AirPods 4 klingt auf der Gegenseite die Sprache aber natürlicher und voluminöser. Außerdem filtern die 4er Hintergrundgeräusche besser heraus, ohne dass es abgehackt klingt. Die Pro 2 können das ähnlich gut, wirkten im Test dabei aber künstlicher. Weiteres nützliches Extra ist die Konversationserkennung: Ist die aktiviert, fahren die AirPods automatisch die Wiedergabelautstärke herunter, sobald man zu sprechen beginnt.

Testfazit AirPods 4 und AirPods 4 mit aktiver Geräuschdämpfung

Die neuen AirPods 4 sind in jeglicher Hinsicht bemerkenswert: Ihre nicht abdichtende Bauform empfinden viele Menschen als komfortabler im Vergleich zu abdichtenden Modellen. Dass bei leiser Wiedergabe problemlos Umgebungsgeräusche wie ein Zuruf im Büro oder das Verkehrsgeschehen hörbar sind, ist ein weiteres prinzipielles Plus. Die sonst häufig schwächelnde Basswiedergabe gelingt den neuen 4ern richtig gut mit ordentlichem Druck, die gesamte Klangbalance ist angenehm und gefällig. Die Möglichkeiten zur angepassten 3D-Wiedergabe inklusive Headtracking sind ein schönes Extra, dank guter Sprachqualität machen sich die neuen AirPods auch nützlich. Die AirPods 4 mit aktiver Geräuschdämpfung können darüber hinaus den Stresslevel ein gutes Stück senken – für erträgliche 50 Euro Aufpreis. So gut gelang das im Test bislang keinem nicht abdichtenden Modell. Klar, der Pro 2 und Top-Konkurrenten etwa von Bose sorgen mit ihren Gummidichtungen für noch mehr Ruhe, kneifen aber auf Dauer in den Ohren und sind merklich teurer.