close
close

EA SPORTS FC 25 im großen Test: Wär’s doch Free-to-Play…

EA SPORTS FC 25 im großen Test: Wär’s doch Free-to-Play…


Die FIFA-Trennung war wackelig, ist aber überstanden – folgt mit EA SPORTS FC 25 der große Schritt? Können zwei viel gepriesene Innovationen den Preis rechtfertigen?


Die FIFA-Stützräder sind ab, EA SPORTS muss die Balance mit FC selbst halten. Dem Auftakt der Eigenmarke war anzumerken, dass man in Vancouver neue Wege gehen möchte. “Zu kurz oder zu kommerziell gedacht” waren jedoch die meisten Innovationen in FC 24, urteilten wir letztes Jahr. Wie ist es um den Nachfolger bestellt?


Direkt vorweg: FC 25 ist nach dem Eindruck der ersten Tage besser als FC 24 zum Start. Große Neuerungen wie FC IQ und Rush sollen eine von Hassliebe getriebene Community befrieden – und das scheint klappen. EA SPORTS muss sich aber nicht nur mit der eigenen Vergangenheit messen. Sondern mit den Erwartungen an ein seltenes Monetarisierungs-Einhorn:


eFootball vom alten Rivalen Konami ist längst Free-to-Play. UFL und GOALS werden es direkt zum Release. EA SPORTS hingegen kassiert je nach Edition 70 oder 100 Euro für FC 25 ab. Obwohl das große Geld beim Publisher in den Live-Services liegt. Rund drei Viertel der Einnahmen werden über Ingame-Transaktionen & Co. generiert. Die reinen Spiele-Verkäufe? Rückläufig.


War es bei FC 24 noch zu verstehen, dass EA SPORTS direkt nach der FIFA-Trennung nicht auch noch den Free-to-Play-Wandel vollzieht, fällt es mit FC 25 deutlich schwerer. Rechtfertigen die Innovationen wirklich den AAA-Preis?

Gameplay: FC IQ gegen die Eintönigkeit


Meta-Mechaniken hatten das Gameplay von FC 24 in die Mangel genommen und nicht mehr losgelassen. EA SPORTS fand keine Mittel, das Spiel vielfältig und abwechslungsreich zu gestalten – der “Cutback-Simulator” war geboren. In FC 25 soll das Taktik-Feature FC IQ der Gameplay-Eintönigkeit in allen Modi den Kampf ansagen. Dank der neuen Spielerrollen ergeben sich unzählige taktische Ansätze, die eigene Philosophie auf den virtuellen Rasen zu bringen.


Topspieler verfügen in FC 25 sogar über eine Spielerrolle++.
EA SPORTS


Ob das auch langfristig erfolgsbringend sein wird, ist im Early Access noch nicht abschließend zu beurteilen. Denn die zu starken Meta-Kniffe kristallisieren sich meist erst heraus, wenn die eSportler genügend Zeit hatten, sie zu entdecken.


Eine Rolle könnten die Codes spielen, die für individuelle Taktiken erstellt werden. Einmal geteilt, kann jeder mit wenigen Knopfdrücken genau so aufstellen wie Weltmeister Anders Vejrgang. Womöglich trägt diese Schwarmintelligenz dazu bei, nervige Meta-Mechaniken schneller zu kontern.

Die Torhüter wachsen über sich hinaus


Über FC IQ hinaus hat EA SPORTS an Torhütern und Verteidigung geschraubt. Die Keeper erhalten in FC 25 ebenfalls +-Varianten der PlayStyles. Gerade “Far Reach” lässt sie über sich hinauswachsen und Versuche parieren, die in FC 24 noch unhaltbar in den Giebel eingeschlagen wären. Resigniertes Achselzucken inklusive.


Die Abwehrspieler fallen durch geschicktere Zweikampfführung auf und werden häufiger mit Ballgewinnen belohnt – das macht manuelles Verteidigen sinnvoller. Umso bedauerlicher, dass gleichzeitig die KI-Verteidigung stärker wirkt als im Vorgänger. So müssen sich Spieler weiterhin die Frage stellen, ob es sich lohnt, aktiv auf die Jagd nach dem Spielgerät zu gehen.


Flanken und der PlayStyle “In der Luft” wurden zudem abgeschwächt, das Passspiel leicht überarbeitet, die Animations-Datenbank aufgeräumt.

Reaktionszeit-Modifikator als Kryptonit


Ein einziges kleines Feature zerschießt jedoch das insgesamt verbesserte Gameplay.


Der Reaktionszeit-Modifikator soll die Verzögerung bei Spielerwechseln mit L1 oder LB ausgleichen. Standardmäßig aktiviert, sorgt er stattdessen dafür, dass Bewegungen merklich behäbiger werden. Nicht nur das Gameplay ist davon betroffen: Auch die Menüs werden über alle Modi hinweg schleppender.


In den Einstellungen kann der Reaktionszeit-Modifikator deaktiviert werden.
EA SPORTS


Eine Einstellungs-Option, die sich so verheerend auf die Navigation auswirkt – wir konnten nur mit dem Kopf schütteln. Vielleicht ein Indiz dafür, dass EA SPORTS manche technische Zusammenhänge unter der Haube von FC 25 nicht im Griff hat?


Gefunden und kommuniziert wurde das Problem mit dem Reaktionszeit-Modifikator zumindest nicht vom Entwickler, sondern von Mitgliedern der Community. Den vollen Gameplay-Rundumschlag gibt’s in unserem Einzel-Test.

Ultimate Team: Feedback wird erhört


Ultimate Team war in den letzten Jahren der größte Anlaufpunkt für Kritik innerhalb der FIFA- respektive FC-Reihe. In keiner anderen Spielform manifestiert sich die Hassliebe der Fans so sehr wie in FUT. Die Kombination aus stetigen Fehlern und offenem Fokus auf Gewinnmaximierung führte vor einigen Monaten sogar zum Boykott-Aufruf.


Man muss dem Entwickler in FC 25 zugutehalten, dass er Teile des Community-Feedbacks wahrgenommen hat. Kleine “Quality of Life Improvements” wie der “SBC Storage” mögen nach nicht viel aussehen. Für eingefleischte Ultimate-Team-Spieler sind sie aber willkommener Kundenservice.


Darüber hinaus wurden die Evolutions vereinfacht und erweitert. Starre Maximalwerte sind als Bedingung passé, mehr Karten sollen entwicklungsfähig sein – zur Not auf Kosten vereinzelter Verbesserungen. Freiheit und Flexibilität sind die Stichworte.

Schwitzer-Fest Champs – und die Casual Gamer?


Größte Neuerung der kompetitiven Formate ist die Reduktion der Quali-Spiele in FUT Champions. Zugleich steigt der Anspruch, da prozentual mehr gewonnen werden muss. Erklärtes Ziel von EA SPORTS ist es, starke Spieler herauszufordern. Möglicher Nebeneffekt: Gelegenheits-Gamer könnten Dauerfrust schieben, weil die Finals für sie fast Utopie werden. Die Champs dürften zum Schwitzer-Fest avancieren.


In Rivals muss dieses Jahr deutlich mehr gespielt werden.
kicker eSport/EA SPORTS


Diese Gefahr droht auch in Rivals, wo die Spieler nun mehr als doppelt so viele Partien gewinnen müssen wie noch in FC 24. Für Hobby-Gamer definitiv ein gehöriger Aufwand. Positiv: Mehr Spiele bedeuten mehr Möglichkeiten für FC 25, das Leistungsniveau adäquat einzuschätzen. Dabei könnte auch die gesunkene Anzahl an Checkpoints helfen.


EA SPORTS muss die Spieler durch Rewards motivieren. Es ist nämlich weiterhin möglich, sich durch geplantes Versagen in schwächeren Ligen aufzuhalten. Details dazu sind in unserem Ultimate-Team-Test nachzulesen.

Karrieremodus: Mehr Tiefe ja, mehr Realismus naja


“Das größte Update seit Jahren”: Nicht weniger hatte EA SPORTS zum Karrieremodus versprochen.


Erster Baustein sind die erweiterten Spieleinstellungen. Wo früher nur Oberflächlichkeiten wie “Transferperiode zu Beginn – ja oder nein?” eingestellt werden konnten, ergeben sich in FC 25 viel mehr Optionen. Strengerer Vorstand? Schnellere Jugendentwicklung? Alles möglich.


Das selbst auferlegte Ziel: Ein “Hardcore-Karrieremodus”, den sich besonders ambitionierte Manager bauen können. Das geht Hand in Hand mit dem Simulations-Modus, der in den Gameplay-Settings zu finden ist und das Spielgefühl an den echten Rasen angleichen soll.


Mehr Tiefe können wir bestätigen. Aber auch mehr Realismus? Zumindest nicht im selben Maß. Als Beispiel: Der Vorstand kann auch deaktiviert werden. Durch Einstellungen wie diese lässt sich im Umkehrschluss ein “Softcore-Karrieremodus” schaffen, der mit der Realität wenig zu tun hat.

Schnelles Bedürfnis nach Social Media Detox


Zu einer stimmigen Fußball-Welt sollen im Karrieremodus soziale Medien beitragen. Im Social-Feed versorgen Fabrizio Romano oder der kicker die Spieler mit Neuigkeiten. In den Kommentaren geben KI-Fans ihre Meinung zu Transfers oder Gerüchten kund.


Das Feature wird leider schnell repetitiv: Die Social-Media-Akteure verwenden die immer gleichen Bilder und Formulierungen. Kommentare der KI-User sind oft unpassend und verfehlen das Thema – was ja schon fast realistisch ist. Vorbei ist es mit der Immersion aber, wenn Romano in der deutschen Ausgabe “Jetzt geht’s los” statt “Here we go” postet… Gerade bei Übersetzungen ist weniger manchmal mehr.


Das Ziel bei PKs: Den Sweet Spot halten.
kicker eSport


Futter für die Medien liefern die Pressekonferenzen, die früher oft mit Allerweltsfragen à la “Woran hat es gelegen?” nervten. In FC 25 passen die Journalisten besser auf und erkundigen sich nach Taktik oder Spielern. Für den Trainer gilt es, mit seinen Antworten den “Sweet Spot” zu halten. Dann bleibt die Moral von Profis und Team hoch. Was der Presse dazu hingeworfen werden sollte, ist leider leicht zu durchschauen.

Jugendturniere: Präsentation unwürdig


Die Innovation Rush erhält zwar noch ihren eigenen Part im Test, ist aber auch Teil des Karrieremodus. Das Kleinfeld-Format wird genutzt, um die Jugendarbeit auszubauen. Nachwuchskicker können bei Turnieren in Rush gespielt werden. Dadurch müssen die Coaches weniger im Dunkeln stochern und erhalten früh einen Eindruck, was aus den Youngstern werden kann – Juwel oder Fall für die Zweite?


Eine gute Ergänzung, die aber auch eine hässliche Seite hat. Wortwörtlich: Die Präsentation der Rush-Jugendturniere im Karrieremodus ist der löblichen Idee unwürdig. Doppelte Hintergrundmusik beschallt ein trostloses Trainingsgelände – es kommt keinerlei Wettkampfstimmung auf.


Niemand erwartet Champions-League-Atmosphäre. Aber wer schon mal bei einem realen Jugendturnier war, weiß, dass das zum launigen Event werden kann. EA SPORTS sollte dringend nachbessern. Was den Karrieremodus sonst noch ausmacht, steht in unserem Einzel-Test.

Clubs: “FUTisierung Light” im Vereinsheim


EA SPORTS’ liebstes Kind wird der Clubs-Modus nicht mehr. Trotzdem haben wir das Gefühl, dass der Entwickler sich seit der FIFA-Trennung mehr bemüht. In FC 24 war Crossplay das große Thema, in FC 25 kommen Facilities und Clubhouse hinzu – auch Rush kann in Clubs eine zentrale Rolle einnehmen.


Die Teams gewinnen nun Siegpunkte, die in Facilities investiert werden können, um ALLE Spieler zu verbessern. Selbst Egotrips – insofern erfolgreich – zahlen in FC 25 also auf die Mannschaftsstärke ein. Die Facilities werden als Karten dargestellt. Ja, richtig gelesen: Clubs durchläuft eine “FUTisierung Light”.


Das Clubhaus – hier versammeln sich die Spieler des Vereins.
kicker eSport/Patrick Baur


Mit dem Clubhouse bietet EA SPORTS den Spielern ein digitales Vereinsheim, in dem sie sich vor Matches treffen können. Die nachgebaute Mannschaftskabine kann in den Farben des Clubs sowie mit Logos und anderen Kosmetika individualisiert werden. Die Möglichkeit, ein eigenes Vereinswappen hochzuladen, ignoriert der Entwickler leider weiterhin.


Ein echter Gamechanger könnte dafür Rush werden. Bei langjährigen Fans des 11vs11 kommt das 4vs4 plus KI-Torhüter bislang gut an. Das Leveln des Virtual Pros funktioniert schneller als im klassischen Clubs. Partien dauern nur sieben statt zwölf Minuten. Die Bewertungen sind tendenziell höher, weil der jeweilige Einfluss auf das Spielgeschehen größer ist. Alle Infos zum neuen Clubs gibt’s in unserem separaten 11vs11-Test.

Rush: Action, Adrenalin, Schwankungen


Damit sind wir bei Rush angekommen. Dem neuen Modus, der in allen großen Modi vertreten ist. Geschrumpftes Feld, fünf gegen fünf, abgewandelte Regeln: Rush ist EA SPORTS’ Version der immer populärer werdenden Kleinfeld-Formate wie Kings League oder Baller League.


Der 5vs5-Modus ist rasant, hektisch, bisweilen chaotisch und actiongeladen. Man ist ständig unter Zeitdruck, da der nächste Gegner auf dem Kleinfeld stets nur wenige Schritte entfernt ist – Adrenalin garantiert.


Dröge Trainingsplatz-Atmosphäre im Karrieremodus-Rush.
kicker eSport


VOLTAs inoffizieller Nachfolger genießt bei EA SPORTS hohen Stellenwert – nicht wie der “Straßenschrott” von FC 24. Die Neuerung bereitet nicht nur uns bisher großen Spaß. Auch das öffentliche Feedback fällt beinahe ausnahmslos positiv aus.


Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass Rush in unterschiedlichen Modi unterschiedlich performt. Im Karrieremodus ist das Kleinfeld-Format unausgereift und fehlerhaft. Im Anstoß mangelt es an Tiefe, weil es um nichts geht. Für Clubs wiederum scheint Rush wie geschaffen, in FUT trübt die Pay-to-Win-Problematik das Gesamtbild.


Dennoch bleibt festzuhalten, dass EA SPORTS ein Coup gelungen ist. Wie die Neuerung in den einzelnen Modi genau abschneidet, ist im Rush-Test zu erfahren.

Fazit


EA SPORTS präsentiert mit FC IQ und Rush zwei gute Innovationen, die das Spiel auch mittel- und langfristig besser machen sollten. Dazu hat der Entwickler einige Feinjustierungen vorgenommen, die kleine Ärgernisse aus FC 24 beseitigen. Die Revolution bleibt dennoch aus, die große Weiterentwicklung auch – aber mal ganz ehrlich: Hat das irgendjemand erwartet?


Positiv wie negativ bleibt wieder vieles beim Alten. Was daran liegt, dass FC funktioniert. Als Spiel an sich oft nur solala, finanziell für EA SPORTS aber allemal. FUT & Co. spülen so viel Geld in die Kassen, dass der Verkäufe-Rückgang nicht zu sehr ins Gewicht fällt. Womit wir beim Punkt wären.

Free-to-Play: Der Elefant im Raum


FC 25 ist im reinen Scheuklappen-Vergleich zu seinem Vorgänger durchaus solide geworden, aber eben kein vollwertiger AAA-Titel. Es gibt das Spiel quasi schon – kostenlos als FC 24 in EA Play. Das sollte niemanden überraschen, der in den letzten Jahren FIFA und FC gespielt hat. Es ist ein besseres Season-Update, das keine 70 oder 100 Euro wert ist. Ja, EA SPORTS bietet viele Modi an, letztlich werden die meisten aber nur einen davon intensiv zocken. Wäre das Spiel – wie die Konkurrenz – Free-to-Play, fiele unser Urteil um Längen freundlicher aus. Zu erwarten ist dieser Wechsel aber nicht.

kicker eSport testet FC 25


David Jackson, Vizepräsident der Marke EA SPORTS FC, sprach darüber im Juli mit der italienischen Tageszeitung Gazzetta dello Sport. Er habe auf dem Markt allgemeine “Skepsis” gegenüber Free-to-Play-Titeln ausgemacht und führte eFootball als Negativbeispiel an.


Gleichzeitig schwebt über den Spielern seit der Beta ein Damoklesschwert: der bezahlte Season Pass. Der ist zum Early-Access-Release von FC 25 nicht enthalten, könnte aber in den kommenden Monaten hinzugefügt werden. Ein Statement seitens des Entwicklers gibt es dazu nicht.


Führt EA SPORTS den bezahlten Season Pass tatsächlich ein, bedienen die Macher aus Vancouver in FC 25 quasi alle Monetarisierungs-Mechaniken, die üblicherweise in Free-to-Play-Titeln enthalten sind. Nur eben ohne einen solchen zu bieten.


Jackson hatte damals übrigens noch ein mehr als scheinheiliges Argument hinterher geschoben: Die Gamer würden schnell feststellen, dass Free-to-Play-Spiele “nicht unbedingt kostenlos sind, wenn sie sie in vollen Zügen genießen oder wettbewerbsfähig sein wollen”.


Ganz im Gegenteil zu Ultimate Team natürlich.

Was denn jetzt? Ja oder nein?


FUT-Schwitzern, die jede Weekend League mitnehmen, brauchen wir keine Empfehlung auszusprechen. Sie kaufen den neuen Teil sowieso – vermutlich haben sie ihn schon.


Gelegenheits-Gamern, Liebhabern der Offline-Modi oder neu Interessierten raten wir nicht grundsätzlich von FC 25 ab. EA SPORTS hat sich im Vergleich zum Vorjahr gesteigert.


Wir empfehlen aber, noch ein wenig zu warten, bis FC 25 im Preis fällt. Für 30 oder 40 Euro kann das Spiel mit besserem Gefühl eingepackt werden. Black Friday, Weihnachten & Co. kommen.