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Was der Jugend heute wirklich wichtig ist – und warum Ältere damit hadern

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    In der Pflanze steckt keine Gentechnik

    Aber keine Sorge:
    Gentechnish verändert

    sind die

Dienstag, 29.10.2024, 17:01

Konflikte zwischen Generationen sind so alt wie die Menschheit selbst. Konflikt-Spezialist Christoph Maria Michalski beleuchtet anhand einer Jugendstudie, warum die junge Generation die Welt anders sieht und was das für uns alle bedeutet.

Zu welche Erkenntnissen kommt die Shell-Jugendstudie 2024? 

Die Behauptung, Generation Z sei „faul und anspruchsvoll“, geistert immer wieder durch den öffentlichen Diskurs. Doch die Studie liefert andere Erkenntnisse. Diese Generation ist alles andere als träge – vielmehr begegnet sie den Herausforderungen unserer Zeit mit Pragmatismus, Engagement und einem klaren Wertekompass.

Was oft als Faulheit missverstanden wird, ist tatsächlich ein tiefes Bedürfnis nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance. Flexibilität, das Streben nach Teilzeitarbeit und die klare Ablehnung von überlangen Arbeitszeiten zeigen, dass die jungen Menschen genau wissen, was ihnen wichtig ist: Zeit für Freunde, Familie und persönliche Entwicklung. Das bedeutet nicht, dass sie nicht arbeiten wollen – sie arbeiten nur anders und setzen klare Prioritäten. Die Vorstellung, dass ein erfülltes Leben nicht ausschließlich durch Arbeit definiert werden muss, ist nicht faul, sondern zukunftsweisend.

Die Generation Z erwartet einiges vom Arbeitsmarkt – und das zu Recht. Sie wollen in Unternehmen arbeiten, die soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit ernst nehmen. Umweltbewusstsein und ethisches Handeln sind zentrale Werte, und viele junge Menschen sind bereit, ihr Verhalten entsprechend anzupassen. Statt sich einfach mit dem Status quo zufriedenzugeben, fordern sie Veränderungen – und zwar nicht nur für sich selbst, sondern für die gesamte Gesellschaft.

Auch das Thema Politik ist interessant. Statt sich vom politischen Geschehen abzuwenden, wie es früher oft der Fall war, zeigen sich junge Menschen heute zunehmend politisiert. Besonders Frauen engagieren sich stark und setzen sich für Themen wie Nachhaltigkeit und Geschlechtergerechtigkeit ein. Wer jetzt noch glaubt, dass diese Generation faul sei, sollte sich das Engagement und die klare Haltung zu politischen und gesellschaftlichen Fragen genauer anschauen.

Kurz gesagt: Generation Z mag hohe Ansprüche haben, aber das liegt daran, dass sie für eine bessere, gerechtere und nachhaltigere Welt einstehen. Ihre Flexibilität und ihr Drang nach Sinnhaftigkeit im Beruf sind nicht Anzeichen von Faulheit, sondern Ausdruck eines tiefen Verständnisses dafür, dass Arbeit und Leben in Einklang stehen müssen. Diese Generation hat verstanden, dass Erfolg mehr ist als ein überfüllter Terminkalender – und das ist alles andere als faul.

Über Christoph Maria Michalski

Christoph Maria Michalski ist „Der Konfliktnavigator“, Vortragsredner und Coach für Entscheidungsträger im Beruf. Es gibt zwar viele Instrumente für eine bessere Kommunikation, aber kein System, wie diese Werkzeuge konkret angewendet werden können. Dafür hat er KonfliktFLOW entwickelt – 6 Wegpunkte als Checkliste für eine erfolgreiche Vorgehensweise. Die Grundzüge dieser Idee hat er 2018 in „Die Konflikt-Bibel“ veröffentlicht. Als Marathonläufer weiß er, dass Erfolg das Ergebnis eines kontinuierlichen Trainings ist.

Warum ist das für die ältere Generation so schwer zu ertragen? 

Erstens: Es geht um Veränderung: Die ältere Generation ist in einer Zeit groß geworden, in der Wachstum und Konsum zentrale Werte waren. Erfolg wurde daran gemessen, wie groß das Haus war, wie viel man sich leisten konnte und wie viele Dinge man besaß. Nun kommen die jungen Leute und sagen: „Das muss sich ändern. Weniger ist mehr. Wachstum allein ist nicht der Maßstab für Fortschritt, sondern Nachhaltigkeit.“ Das rüttelt natürlich an den Grundfesten des bisherigen Lebensmodells, und das zu akzeptieren, fällt schwer.

Zweitens: Es fühlt sich an wie Kritik: Wenn die junge Generation fordert, dass wir alle unser Verhalten ändern müssen – von Konsum bis zur Art, wie wir reisen –, fühlt sich das für viele Ältere wie ein Vorwurf an. Da kommt schnell das Gefühl auf: „Wir haben doch unser Bestes getan, warum reicht das nicht?“ Es ist schwer, die Verantwortung für Probleme zu übernehmen, die erst in den letzten Jahren wirklich ins Bewusstsein gerückt sind.

Drittens: Technologie und neue Denkweisen: Viele der Lösungen, die die junge Generation vorschlägt, klingen futuristisch: Erneuerbare Energien, Elektroautos, digitale Arbeitsmodelle und Kreislaufwirtschaft. Für die ältere Generation, die in einer Zeit aufgewachsen ist, in der Fortschritt eher durch materielle Innovation als durch Ressourcenschonung definiert wurde, kann das wie Science-Fiction erscheinen. Der Wandel der Technologien und das Tempo der Veränderung überfordern viele.

Viertens: Emotionale Bindung an Gewohnheiten: Viele Ältere haben sich ihr Leben lang an bestimmte Gewohnheiten gehalten – sei es das Auto als Statussymbol oder der Fleischkonsum als Teil der Kultur. Plötzlich wird das infrage gestellt, und das geht ans Eingemachte. Alte Gewohnheiten abzulegen ist nie leicht, besonders wenn sie über Jahrzehnte das Leben geprägt haben.

Zusammengefasst: Für die ältere Generation ist der Wandel, den die junge Generation einfordert, oft eine Bedrohung der Lebensweise, die sie für erfolgreich hielt. Es braucht Zeit, diese emotionalen und kulturellen Barrieren zu überwinden – doch wenn der Dialog weitergeht, gibt es auch die Chance, Brücken zu schlagen.

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Wie sieht die Jugend von heute ihre Zukunft in einer von Krisen geprägten Welt? 

Die Jugend von heute hat es nicht leicht: Klimakrise, Krieg in Europa, Pandemie und wirtschaftliche Unsicherheiten – da könnte man leicht in Panik verfallen. Die jungen Leute schauen nicht nur ängstlich auf die Krisen, sondern gehen sie mit einer Mischung aus Pragmatismus, Optimismus und einer gesunden Portion Realitätssinn an.

Stellen Sie sich vor, Sie sind 18 Jahre alt, und in der Zeitung lesen Sie täglich von neuen Katastrophen. Klar, die Sorgen sind da – ganze 81 Prozent der Jugendlichen haben Angst vor einem Krieg in Europa, und auch die wirtschaftliche Lage und der Klimawandel bereiten vielen Kopfzerbrechen. Aber statt sich in ein Schneckenhaus zurückzuziehen, reagiert die Jugend erstaunlich gelassen und handlungsorientiert. Viele sehen trotz allem Chancen in der Zukunft – sie wissen, dass sie auf einem Arbeitnehmermarkt sind und dort gute Aussichten haben. Das ist doch mal was! Anstatt sich auf die schlechten Nachrichten zu fokussieren, erkennen sie die Möglichkeiten, die sich ihnen bieten.

Früher wurde oft geklagt, dass sich junge Menschen nicht für Politik interessieren. Doch das hat sich geändert: Das politische Interesse steigt, und junge Frauen engagieren sich besonders stark. Dabei geht es nicht nur um „große“ Themen wie Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit, sondern auch um die eigene Lebensrealität. Die Jugend von heute will mitreden und mitgestalten – ob in der Kommunalpolitik oder auf EU-Ebene.

Natürlich, es gibt auch Schattenseiten: Die Pandemie hat Spuren hinterlassen, besonders in Bezug auf die mentale Gesundheit. Therapieplätze fehlen, Mediensucht wird zu einem wachsenden Problem. Doch auch hier zeigt sich die Resilienz dieser Generation: Viele haben durch die Corona-Krise gelernt, wie man mit Herausforderungen umgeht, und vertrauen darauf, dass die Demokratie auch künftige Krisen meistern kann.

Auch das Thema Nachhaltigkeit bleibt ganz oben auf der Agenda. Die Jugend ist sich bewusst, dass der Klimawandel eine der größten Herausforderungen ihrer Zeit ist, und viele sind bereit, ihr Verhalten zu ändern, um ihren Teil beizutragen. Aber statt sich moralisch unter Druck zu setzen, sehen sie es pragmatisch: Schritt für Schritt zu einer besseren Welt – und dabei darf auch mal gelacht werden.

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Wie beeinflussen soziale Herkunft und Bildung die Chancen der Jugend? 

Leider bleibt die soziale Herkunft weiterhin ein entscheidender Faktor, wenn es um die Zukunftschancen junger Menschen geht. Es ist fast wie ein unausgesprochenes Gesetz: Wer aus einer Akademikerfamilie kommt, hat bessere Chancen, das Abitur zu machen. Die Zahlen sprechen für sich: 80 Prozent der Jugendlichen, deren Eltern einen höheren Bildungsabschluss haben, streben das Abitur an. Dagegen sind es nur 27 Prozent derjenigen, deren Eltern lediglich einen einfachen Schulabschluss haben. Das ist schon eine Hausnummer und zeigt, dass die soziale Herkunft nach wie vor den Weg ins Bildungswesen ebnet – oder eben verbaut.

Doch was bedeutet das für die Jugendlichen? Natürlich gibt es die Ausnahmen, die „Bildungsaufsteiger“, die sich trotz schwieriger Startbedingungen durchkämpfen. Aber das ist eher die Ausnahme als die Regel. Einmal in der Bildungsschiene gefangen, ist es schwer, aus dieser Spirale auszubrechen. Der Zugang zu höherer Bildung bleibt oft denen vorbehalten, die bereits ein günstiges Umfeld haben – das fängt bei der Unterstützung der Eltern an und reicht bis hin zu den Netzwerken, die im Lauf der Schul- und Studienzeit entstehen.

Das macht nicht nur etwas mit den Chancen auf dem Arbeitsmarkt, sondern auch mit dem Selbstbewusstsein der Jugendlichen. Wenn man ständig das Gefühl hat, weniger Möglichkeiten zu haben, schlägt das auf die Motivation. Da können noch so viele Programme für Chancengleichheit existieren – solange die strukturellen Hürden bestehen bleiben, bleibt auch das Potenzial vieler junger Menschen ungenutzt.

Aber es gibt auch Lichtblicke: Die Jugend von heute ist politisch interessiert und engagiert sich für soziale Gerechtigkeit, auch im Bildungssystem. Vielleicht können diese Jugendlichen den Wandel mitgestalten und dafür sorgen, dass Bildung in Zukunft wirklich unabhängig von der Herkunft zugänglich wird. Bis dahin bleibt es allerdings ein harter Kampf, bei dem die soziale Herkunft oft noch den ersten und entscheidenden Schritt bestimmt .

Welche Rolle spielen flexible Arbeitsmodelle für junge Menschen? 

Für die Jugend von heute sind sie längst kein „nice-to-have“ mehr, sondern eine Grundvoraussetzung für ein erfülltes Arbeitsleben. Die Generation Z hat klar erkannt: Arbeit ist wichtig, aber sie soll sich ins Leben einfügen – nicht umgekehrt. Der 9-to-5-Job, wie ihn frühere Generationen gekannt haben, passt einfach nicht mehr in ihre Vorstellung von einem modernen und ausgewogenen Leben.

Für junge Menschen geht es um mehr als nur um den klassischen Feierabend. Sie wollen ihre Arbeit flexibel gestalten, um auch Zeit für Freunde, Familie, Hobbys und – ganz wichtig – die eigene mentale Gesundheit zu haben. Viele junge Männer und Frauen streben beispielsweise Teilzeitmodelle an, besonders wenn sie später Kinder haben. Eine 30-Stunden-Woche gilt bei ihnen oft als das Ideal. Dabei ist Flexibilität nicht gleichbedeutend mit weniger Leistungsbereitschaft. Im Gegenteil: Sie sind bereit, produktiv und engagiert zu arbeiten – aber eben zu ihren Bedingungen.

Die Möglichkeit, von überall aus zu arbeiten, sei es von zu Hause, dem Café um die Ecke oder vielleicht sogar einem anderen Land, ist für die Generation Z fast schon ein Muss. Der Arbeitsort spielt eine immer geringere Rolle, solange die Arbeit sinnvoll und gut organisiert ist. Flexibilität bedeutet für sie auch, den eigenen Tagesablauf zu gestalten: Wer morgens produktiver ist, kann früher anfangen und auch früher Feierabend machen. Andere, die eher abends aufblühen, schätzen es, später in den Tag zu starten.

Es ist kein Wunder, dass viele junge Menschen skeptisch auf Unternehmen blicken, die starre Arbeitszeiten oder Anwesenheitspflicht im Büro verlangen. Sie wollen Arbeitgeber, die ihnen vertrauen und ihre Bedürfnisse nach Selbstbestimmung ernst nehmen. Und Unternehmen, die das nicht bieten, haben es schwer, junge Talente zu gewinnen und zu halten.

Flexible Arbeitsmodelle sind für die Jugend nicht nur „nice to have“, sondern ein fester Bestandteil ihrer Vorstellungen von einem modernen Arbeitsleben. Sie wollen Leistung bringen, aber zu ihren Bedingungen – und das mit dem Wissen, dass man auch in flexiblen Strukturen Großes erreichen kann.

Welche Rolle spielen Themen wie Klimawandel und Nachhaltigkeit für junge Menschen? 

Für die Jugend von heute sind Klimawandel und Nachhaltigkeit keine Randthemen mehr – sie stehen ganz oben auf der Agenda. Kein Wunder, schließlich betrifft der Klimawandel vor allem ihre Zukunft, und das haben sie sehr klar erkannt. Über 80 Prozent der jungen Menschen sind überzeugt, dass der Mensch für den Klimawandel verantwortlich ist. Doch anstatt in Panik zu verfallen, packen sie das Thema pragmatisch an.

Was macht die Jugend in Sachen Nachhaltigkeit aus? Erstens: Sie wollen nicht nur reden, sondern handeln. Über die Hälfte der jungen Menschen ist bereit, ihre Verhaltensweisen zu ändern, um einen positiven Beitrag zu leisten. Ob es nun der Verzicht auf Plastik, der Kauf nachhaltiger Mode oder der Wechsel zu umweltfreundlicheren Fortbewegungsmitteln ist – sie wissen, dass kleine Schritte viel bewirken können.

Zweitens: Klimaschutz ist für sie nicht nur eine individuelle Verantwortung, sondern auch eine Aufgabe für Politik und Wirtschaft. Sie fordern von Unternehmen und der Politik konkrete Maßnahmen, um den Planeten zu schützen. Nachhaltigkeit ist für sie ein entscheidender Faktor bei der Wahl des Arbeitgebers: Wer sich nicht ernsthaft für den Umweltschutz einsetzt, wird es schwer haben, die junge Generation für sich zu gewinnen.

Trotz der Ernsthaftigkeit des Themas bleibt die Jugend optimistisch. Sie sind überzeugt, dass sie die Welt verändern können, wenn alle an einem Strang ziehen. Dabei geht es nicht nur um Verzicht, sondern auch um die Schaffung von positiven Alternativen: nachhaltige Technologien, innovative Geschäftsmodelle und ein neues Verständnis von Wachstum und Wohlstand. Klimawandel ist für die Jugend keine unlösbare Krise, sondern eine Herausforderung, die sie mit Kreativität und Mut annehmen.

Klar ist: Für die Jugend ist Nachhaltigkeit keine Modeerscheinung, sondern der Schlüssel für ihre Zukunft. Sie sind nicht bereit, die Dinge einfach laufen zu lassen – sie wollen die Welt gestalten, in der sie morgen leben werden.

Content stammt von einem Experten des FOCUS online EXPERTS Circles. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Bereich. Sie sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.