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AMD Ryzen 9 9900X und 9950X im Test

AMD Ryzen 9 9900X und 9950X im Test

Vorhang auf für Runde 2: AMD Ryzen 9 9900X und 9950X zielen auf die Spitze. Nach den beiden kleinen Lösungen sollen die Flaggschiffe nun zeigen, was Zen 5 als CPU im Desktop leisten kann. An der Spitze werden deshalb neuerdings bis zu 200 Watt zur Verfügung gestellt – das gefällt der Architektur, wirkt aber nicht überall.

Um den Start der beiden Topmodelle der Familie AMD Ryzen 9000 gebührend zu begleiten, gibt es neben diesem Test und dem Fokus auf das Komplettpaket der beiden CPUs erneut auch noch einen zweiten Testbericht, der sich primär um das Gaming dreht. Darin gibt es zusätzliche Tests nicht nur mit einer Nvidia GeForce RTX 4090, sondern auch mit einer AMD Radeon RX 7900 XTX. Darüber hinaus wird auf schnelleren Speicher und die Auswirkungen geschaut sowie das Powerlimit der CPU in Spielen angehoben.

  • AMD Ryzen 9 9900X & 9950X im Test: Benchmarks mit RTX 4090 & RX 7900 XTX und Speicher-Scaling

Ryzen 9000 mit Zen 5 in drei Absätzen

Während die neue Zen-5-Architektur bereits im Notebook mit Strix Point (Test) vor einigen Tagen im Handel debütierte, feiert sie nun mit Ryzen 9000, Codename Granite Ridge, ihre Einführung in den Desktop. Die technische Basis ist dabei die gleiche, viele Änderungen am Prozessorkern und Drumherum sollen zu einer um 16 Prozent gesteigerten IPC führen. Weitere Informationen dazu gibt es im Bericht:

  • AMD Ryzen 9000 & AI 300: Details zu Zen-5-Kernen, Leistung, RDNA 3.5, XDNA 2 und mehr

Die neuen Kerne verpackt AMD erneut in 8-Kern-Clustern. Sie markieren einen der CCDs als Die, der auf nur noch 70,6 mm² satte 8,6 Milliarden Transistoren durch TSMCs N4P-Fertigung unterbringt.

Granite Ridge vom AMD Tech Day 2024
Granite Ridge vom AMD Tech Day 2024

Für die großen CPUs sind zwei Dies zusammen mit dem IOD – nach wie vor 122 mm² groß, 3,4 Milliarden Transistoren schwer und aus TSMCs N6-Fertigung – auf einem Package verlötet. Der IOD ist der gleiche wie bei Ryzen 7000, das Feature-Set dementsprechend auch, wenngleich es Optimierungen hinsichtlich Speicher gab: Fortan ist regulär DDR5-5600 gesetzt, übertaktet werden darf bis DDR5-8000+. Auch die iGPU ist im IO-Die weiterhin mit dabei, zwei CUs groß und RDNA3-basiert. Sie reicht für rudimentäre Dinge im Betriebssystem, ist in erster Linie aber sehr hilfreich für das Booten und Testen ohne zusätzliche Grafikkarte.

Zen 5 Architecture Deep Dive
Zen 5 Architecture Deep Dive (Bild: AMD)

Das Wichtigste ist die Fortführung der bekannten Infrastruktur rund um den Sockel AM5. Die AMD Ryzen 9000 werden in denselben Boards wie bisher zum Einsatz kommen, angeführt von X670E- und B650E-Lösungen. BIOS-Updates sind jedoch des Kunden Pflicht – ohne die geht mitunter nämlich gar nichts, wie der erste Test bereits offenbart hatte.

Das sind AMD Ryzen 9 9950X und 9900X

An der Spitze des Portfolios hat AMD vor allem sich selbst als Konkurrenten, aber auch zwei Intel-CPUs. Die Ryzen 9 treten traditionell nämlich gegen Intel Core i9 an – da Intels Core i7 aber sehr stark ist, macht der vor allem dem kleineren Ryzen 9 oft zu schaffen. Das ist auch heute noch der Fall, so viel sei schon mal verraten. Tabellarisch sieht das im Vergleichsumfeld so aus, die CPUs der letzten Woche inbegriffen.

Der Kampf um die Krone: AMD Ryzen 9000 vs. Intel Core i5/i7/i9

Die beiden großen Ryzen 9000 haben ebenfalls angepasste Preise, das Flaggschiff kostet 50 US-Doller weniger als bisher. Dafür sinkt bei gleicher TDP der Basistakt um 200 MHz: Ein Ryzen 9 7950X bot 4,5 GHz, nun sind es beim Ryzen 9 9950X noch 4,3 GHz – bei gleicher TDP von 170 Watt, aber neuer PPT von 200 Watt.

Der AMD Ryzen 9 9900X sitzt mit seiner neuen TDP in der Mitte: Ein Ryzen 9 7900 hatte 65 Watt, der 7900X wiederum 170 Watt. Genau dort sitzt nun auch der neue Preis, 499 US-Dollar sind gesetzt. Der 12-Kerner hatte in der letzten Generation einen schweren Stand und wurde deshalb sehr schnell deutlich günstiger. Kunden griffen bei AMD entweder zum 8- oder direkt zum 16-Kerner. Ob das dieses Jahr anders sein wird, dazu werden die Testergebnisse eine erste Richtung andeuten.

AMD Ryzen 9 9950X und 9900X im Test
AMD Ryzen 9 9950X und 9900X im Test

Alte Windows- und Software-Probleme neu aufgelegt

Mit den beiden großen Ryzen-9000-Prozessoren hat AMD auch weitere Guidelines im Gepäck, wie die beste Leistung erzielt wird. Sind die ersten doch noch recht simpel gehalten und betreffen den Energiesparplan, den aktivierten Windows Game Mode und die aktivierte Xbox Game Bar, wird es danach interessant. Denn AMD wird hier von Problemen geplagt, die in der Vergangenheit bereits zugegen waren und vor allem beim X3D-Launch im letzten Jahr zutage traten.

AMD erklärt nun, dass auch reguläre Ryzen 9000 vom Core-Provisioning geplagt sind. Schnell im Test mal zurück von einem Ryzen 9 9950X auf einen Ryzen 7 9700X zu wechseln, sollte demnach vermieden werden. Die Neuinstallation des Chipsatztreibers kann funktionieren, muss aber nicht. Diese normale Methode wird nur als Workaround beschrieben, im Endeffekt läuft es allerdings stets auf ein frisches Windows hinaus.

Unfortunately, sometimes Windows does not apply the correct provisioning after the CPU installed has changed. You can try uninstalling then re-installing the AMD Chipset Driver as a workaround, but a fresh install of Windows is ideal. Please make sure to restart then wait for the system to idle so that the provisioning installation may complete.

For the review purposes we highly recommend performing a clean Windows installation to
ensure the provisioning is applied correctly. It may save time to have a separate SSD/image
for the 9950X/9900X, and 9700X/9600X, so you don’t have to reinstall windows every time
you switch between a single CCD and dual CCD configuration while benchmarking. We
recommend using Cyberpunk as a sanity check. Using a 4090 you should be getting
~210FPS with the 9950X and ~200 FPS with the 9900X.

AMD

Tester nähern sich nun langsam dem Punkt an, dass fast jede zweite neuere AMD-CPU eine separate SSD erhalten muss, um nicht ständig in Neuinstallationen Zeit zu verlieren. Denn die X3D-CPUs wollten mit einem oder zwei CCDs bereits ihre eigenen Windows-Installationen und sollten wenn möglich dann eben auch nicht mit regulären Ryzen 7000 gemischt werden. Mit der 9000er-Generation betrifft dies nun schon normale CPUs, mit den folgenden X3D-Varianten wird das Spiel unter diesen Vorzeichen exakt so fortgesetzt.

Auswirkungen im ComputerBase-Test

Die ComputerBase-Redaktion kam deshalb nicht umher, auch zwischen den Ryzen-9000-CPUs nochmals Windows neu und dann nochmals neu zu installieren. Denn das Ergebnis des AMD Ryzen 9 9900X kam den Testern bereits ohne AMDs Information drei Arbeitstage vor dem NDA-Fall nicht ganz koscher vor. Das angesprochene Cyberpunk lieferte vor allem in den Percentilen einen Absturz, der mit neuem sauberen Windows, welches das fünf Tage „alte“ Windows ablöste, wieder besser aussahen. Bei den reinen FPS blieb solch ein drastischer Zugewinn in Cyberpunk aus, hier gewann aber beispielsweise Baldur’s Gate 3 deutlich. Geglättet über viele Spiele, in denen sich oft auch gar nichts tut, sind es am Ende dennoch nur rund 4 Prozent, die das unterm Strich ausmacht. Der Ryzen-9000-Prozessor wird so letztlich natürlich kein Überflieger im Gaming.

Spiele-Rating OS-Wechel

    • AMD Ryzen 9 9900X (neues OS)
      120/162 W, DDR5-5600CL32

    • AMD Ryzen 9 9900X (altes OS)
      120/162 W, DDR5-5600CL32

Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS), Geometrisches Mittel

In Anwendungen blieben derartige deutliche Schwankugen aus. Im Mittel reagiert die CPU letztlich nicht anders als ohne ein aktualisiertes Windows. Alle Einzelergebnisse gibt es für jedes Spiel und jede Anwendung auf den folgenden Seiten. Der AMD Ryzen 9 9950X wurde direkt mit neuem Windows getestet.

AMD untersucht die Angelegenheit weiter

Im Gespräch mit AMD wies ComputerBase auf die Umstände, aber auch auf die Kommunikation diesbetreffend noch mal deutlich hin. Der Hersteller erklärte daraufhin, man sei sich des Problems bewusst und arbeite daran. Das größere Übel ist es freilich für Tester, doch selbst bei Endkunden, die nur eine CPU auf gleicher Plattform upgraden wollen – einem Feature, mit dem AMD schlichtlich sehr gern wirbt –, können ganz schnell in die gleiche Falle laufen.

AGESA- und BIOS-Entwicklung schreitet voran

Nachdem AMD in der vergangenen Woche knapp am Desaster vorbeigeschrammt war, sind die Mainboards mit weiteren Updates versorgt worden. Viele finale Versionen mit Ryzen-9000-Unterstützung stehen zur Verfügung. Es ist zwingend notwendig, diese wenn möglich sogar vor Installation eines Ryzen 9000 zu installieren. Einige Tester weltweit hatten vor dem ersten Start massive Probleme, konnten teilweise CPUs gar nicht zum Laufen bringen oder erhielten extrem inkonsistente Werte. Auch bei der zweiten Runde sind nach Rücksprachen stellenweise noch nicht alle Probleme ausgeräumt. Nüchtern lässt sich so klar festhalten: Seit Jahren war ein Start bei AMD nicht mehr so schlecht.