close
close

Revolutionäres Bluetooth-Update: Ist Ihr Kopfhörer dabei?​

Revolutionäres Bluetooth-Update: Ist Ihr Kopfhörer dabei?​

Bluetooth ist etwa in Kopfhörern, Headsets und mobilen Lautsprecherboxen allgegenwärtig. Für viele Nutzer bedeutet die Technik vor allem die Möglichkeit, das persönliche Programm an Musik und Podcasts sowie Telefonate auf die Ohren zu kriegen. Wie wäre es, wenn außerdem klar und verständlich etwa die Verspätungsdurchsage auf dem Bahnsteig durchkäme? Und das in der Muttersprache und nur für die gebuchte Bahnverbindung? Das ist keine Zukunftsmusik, sondern eine der jüngst im Bluetooth-Standard verabschiedeten Neuerungen. Außerdem soll bessere Klangqualität bei längeren Akkulaufzeiten möglich sein. So weitreichende Neuerungen gab es bei Bluetooth noch nie! Die ersten Kopfhörer und Smartphones dafür sind bereits auf dem Markt, für andere sind Updates angekündigt. COMPUTER BILD gibt einen Überblick.

Bluetooth ist im Alltag angekommen

Die Einführung von Bluetooth liegt bereits 25 Jahre zurück. Die damaligen Mobilfunk-Pioniere Ericsson und Nokia gründeten dafür ein internationales Entwickler-Konsortium, die Bluetooth Special Interest Group (Bluetooth SIG). Den Namen steuerte übrigens Wikingerkönig Harald Blauzahn bei, der sehr kommunikativ gewesen sein soll. Anfangs steckte der neue Funkstandard noch voller Fehler und funktionierte nur innerhalb jeweils einer Marke. Er weckte aber die Hoffnung auf eine Zukunft ohne Kabelsalat und proprietäre Adapter. Bis sich Bluetooth schließlich durchgesetzt hat, dauerte es ein paar Jahre. Und bei den Funktionen haben sich die Prioritäten deutlich verschoben: Der anfangs wichtige Datenaustausch zwischen Mobiltelefonen und Computern, etwa zum Abgleich von Adressen, ist kaum noch Thema. Das freihändige Telefonieren dagegen ist nicht mehr nur für Börsenmakler oder voll bepackte Paketboten überlebenswichtig, sondern längst bei Otto Normalverbraucher und Erika Mustermann angekommen. Unförmige Headsets mit seltsamen Mikrofonarmen sind Geschichte, heute kommen zum Freisprechen dezente Kopfhörer zum Einsatz, die ohnehin für Musik und Podcasts in Gebrauch sind. Denn Stereo-Wiedergabe in guter Qualität ist mit Bluetooth seit 2004 ebenfalls möglich.

Bluetooth-Kopfhörer sind aus dem Alltag kaum noch wegzudenken, mit LE Audio und Auracast werden sie noch nützlicher.

Bluetooth-Kopfhörer sind aus dem Alltag kaum noch wegzudenken, mit LE Audio und Auracast werden sie noch nützlicher.

Foto: COMPUTER BILD

LE Audio lässt aufhorchen

Beim Hören setzt auch das jüngste große Bluetooth-Update an. Typisch für Bluetooth: An der Versionsnummer alleine ist das nicht zu erkennen. Der letzte große Sprung auf 5.0 liegt eine Weile zurück, aktuell ist 5.4 der Stand der Dinge. Diese Versionsnummern beschreiben jedoch nur den technischen Unterbau, der bestimmte Funktionen oder Leistungsdaten ermöglicht, sie aber nicht garantiert. Das ist ähnlich wie etwa bei USB 3.2, womit vom schnellen Laden bis zum Monitoranschluss alles Mögliche gemeint sein kann. Entscheidend beim großen Bluetooth-Update ist der Begriff “LE Audio” oder “Low Energy Audio”. Dahinter verbirgt sich eine Reihe von Vorzügen, die ab Bluetooth 5.2 möglich sind:

  • Geringerer Stromverbrauch: Während das auf Bluetooth 4.0 basierende Bluetooth Low Energy (BLE) nur bei der Übertragung kleiner Datenmengen Strom gespart hat, um die Akkulaufzeiten etwa von Fitnesstrackern oder Smart-Home-Sensoren zu verlängern, reduziert nun LE Audio den Energieverbrauch beim Musikhören. Das erlaubt eine um rund 40 Prozent längere Nutzung pro Ladung.
  • Besserer Klang: Standardmäßig verwendet Bluetooth die veraltete Audio-Codierung SBC, die mit wenig Prozessorleistung auskommt, aber auch nicht gut klingt. Abhilfe schaffen zwar Erweiterungen wie aptX, die aber nicht im Bluetooth-Standard verankert und daher nicht über alle Produkte hinweg kompatibel sind. LE Audio soll in Zukunft SBC ablösen und eine bessere Mindestqualität garantieren.
  • Geringere Latenz: Bluetooth LE kommt mit einem geringeren Zeitversatz zwischen Sender und Empfänger aus. Beim Videoton stellt das lippensynchrone Wiedergabe sicher, die bisher nur mit technischen Klimmzügen möglich war.
  • Multistream: Ebenfalls im Standard fest verankert und damit künftig einfacher umsetzbar ist die Übertragung mehrerer simultaner Audio-Streams, etwa eines für den rechten und eines für den linken In-Ear-Stöpsel. Dazu kommt in der anderen Richtung Sprachübertragung in hoher Qualität – wichtig etwa für kabellose Gaming-Headsets, die aktuell noch oft lästige USB-Dongles erfordern und nur selten mit sämtlichen Konsolen zusammenspielen. Auch denkbar: während eines Telefonats Alexa nach Terminen fragen.

Ganz klar, für diese Szenarien muss LE Audio im Sender (also etwa im Smartphone) und im Empfänger (etwa im Kopfhörer) stecken.

Die ersten In-Ear-Kopfhörer mit LE Audio und Auracast sind auf dem Markt, die Resultate fielen im Test noch sehr unterschiedlich aus.

Die ersten In-Ear-Kopfhörer mit LE Audio und Auracast sind auf dem Markt, die Resultate fielen im Test noch sehr unterschiedlich aus.

Foto: COMPUTER BILD

Das bringt LE Audio im Test

Für die stromsparende Audio-Übertragung kommt mit LC3 ein neuer Audio-Codec zum Einsatz, den das Bluetooth-Konsortium mit dem Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (Fraunhofer IIS) entwickelte. Damit sind nach ersten Tests von COMPUTER BILD um 40 Prozent längere Akkulaufzeiten als mit bisherigen Codecs möglich. Aufgrund besserer Audio-Codierung und effizient genutzter Funkbandbreite ist die Klangqualität in der Regel besser als mit dem Standard-Bluetooth-Format SBC und etwa auf dem Niveau von AAC. Zu den ersten Smartphones mit LE Audio zählen Samsung Galaxy S23 und S24, Sony Xperia IV und V sowie Google Pixel 7 und 8. Voraussichtlich dauert es aber nicht mehr lange, bis LE Audio fester Bestandteil von Android wird. Spätestens dann nimmt auch die Verbreitung in Kopfhörern Fahrt auf. Bis 2027 sollen Schätzungen zufolge drei Milliarden kompatible Produkte auf dem Markt sein.

Bluetooth LE Audio lässt sich in den Einstellungen kompatibler Smartphones aktivieren.

Bei Samsung-Smartphones lässt sich LE Audio in den Bluetooth-Einstellungen (links) aktivieren, bei Sony-Geräten in der Kopfhörer-App (Mitte). Bei freigeschalteten Entwickleroptionen der Smartphones lassen sich die verfügbaren Bluetooth-Codecs auflisten.

Foto: COMPUTER BILD

Diese Kopfhörer können bereits LE Audio

Die ersten Kopfhörer sind ebenfalls verfügbar und auch da gilt: Die Bluetooth-Version alleine sagt nichts darüber aus. Das Datenblatt muss also mindestens Bluetooth 5.2 ausweisen und zusätzlich LE Audio oder LC3.

  • Samsung Galaxy Buds2 Pro: Das sind derzeit die In-Ear-Überflieger. Die Samsung Galaxy Buds2 Pro klingen vorbildlich unverfälscht, verfügen über eine sehr gute Geräuschdämpfung, tragen sich sehr bequem und machen auch sonst nichts falsch. Bei LE Audio und Auracast sind sie ebenfalls vorne: Damit klingen sie zwar nicht besser, mit mehr Druck und weniger Details eher auf gleichem Niveau anders. Aber die Akkulaufzeit verlängerte sich im Test von 6:50 Stunden auf 9:50 Stunden.

  • Sony WF-1000XM5: Die Top-In-Ears von Sony spielen ebenfalls in der Oberliga mit. Das verdanken die Sony WF-1000XM5 dem wirksamen Noise-Cancelling sowie dem detailreichen Klang mit AAC und LDAC. LE Audio bietet da keine Vorteile, aber auch hier erwartet Besitzer eine längere Akkulaufzeit – satte 12:30 Stunden statt 9:13. Bislang ist das aber nur in Verbindung mit Xperia-Smartphones nutzbar – und von Auracast gibt es da leider noch keine Spur.

  • Sony Inzone Buds: Die Gaming-In-Ears beherrschen kein klassisches Bluetooth, sondern nur LE Audio! Daher funktionieren die Inzone Buds bislang nur mit wenigen Smartphones etwa von Sony und Samsung. Oder eben mit der PlayStation 5, für die ein USB-Dongle für latenzfreie Funkverbindung zum Lieferumfang der Sony Inzone Buds gehört.

  • Creative Aurvana Ace: Die Ace zählten Ende 2023 zu den ersten Kopfhörern mit LE Audio. Damit klingen die Creative Aurvana Ace für die Preisklasse hervorragend, im Test lagen sie auf Augenhöhe mit den Samsung-Geräten. Bei der Akkulaufzeit von 7:10 Stunden bringt hier LE Audio bislang nur wenige Minuten extra, womöglich ändert das in Zukunft noch ein Update. Das ganz ähnliche Schwestermodell Ace 2 klingt eine Spur brillanter, spannende Geheimtipps in der Preisklasse um 100 Euro sind beide.

  • Der Creative Zen Hybrid Pro Classic: Der Over-Ear-Kopfhörer klingt angenehm und natürlich, das hört man selten in dieser Preislage für knapp über 100 Euro. Beim Creative Zen Hybrid Pro Classic gehört ein Ansteckmikro für bessere Sprachqualität beim Telefonieren zum Lieferumfang sowie vor allem ein Bluetooth-Dongle mit LE Audio und merklich detailreicherem, feiner aufgelöstem Klang. Außerdem verlängerte sich im Test damit die Akkulaufzeit von opulenten 41 Stunden auf epische 60 Stunden.

Bei anderen Kopfhörern finden sich bereits Hinweise auf LE Audio in Produktbeschreibungen und Datenblättern, nur fehlen noch Firmware-Updates, mit denen LE Audio dann auch nutzbar wird:

  • JBL Tour M2 und Tour Pro3: Beide zählen zu den besten Bluetooth-Kopfhörern. Für das Over-Ear-Modell Tour M2 kündigte der Hersteller LE-Audio-Kompatibilität an, die jedoch bis heute leider fehlt. Der In-Ear Pro3 nutzt LE Audio als Funkverbindung zur Transportdose, die sich per Kabel an Kopfhörerausgänge und USB-C anschließen lässt – mit überragender Klangqualität.
  • Philips Fidelio T2 und Fidelio L4: Die zugehörige App bietet viele Einstellmöglichkeiten inklusive LE-Audio-Schalter. Der ist bislang wirkungslos, für das angekündigte Update gibt es keinen Termin.
  • Sennheiser Momentum TW4: Das Update für LE Audio soll noch 2024 verfügbar sein. Laut Hersteller macht dann die zugehörige App auch Auracast-Übertragungen zugänglich – auch per iPhone.

Auracast überträgt den Ton von einem Sender an beliebig viele Empfänger.

Auracast überträgt den Ton von einem Sender (hier im Konferenzraum an der Wand) an beliebig viele Empfänger wie Kopfhörer und Hörgeräte.

Foto: Bluetooth SIG

Auracast verändert alles

Noch weitaus spannender am großen Bluetooth-Update ist Auracast. Diese Technik nutzt LE Audio und ermöglicht die Audio-Übertragung von einem einzelnen Sender auf beliebig viele Empfänger – und damit etliche neue Anwendungen. Einige Beispiele:

  • Museum: Audio-Guides mit abgegrabbelten Leihkopfhörern dürften dank Auracast bald der Vergangenheit angehören. Stattdessen wählt man am eigenen Smartphone mit gekoppelten Kopfhörern den Guide in der gewünschten Sprache. Das bietet sich in Museen genauso an wie etwa bei Sehenswürdigkeiten und Stadtführungen.
  • Universitäten und Konferenzen: Hörsäle dürften zu den ersten Räumen mit Auracast-Ausstattung zählen, um Simultanübersetzungen oder den Ton für Menschen mit eingeschränktem Hörvermögen zu übertragen.
  • Fitnessstudios: Mit Auracast können Sie beim Training mit den eigenen Kopfhörern etwa zwischen dem laufenden TV-Programm, treibenden Beats oder den Kommandos der Spinning-Trainerin umschalten.
  • Kino: Statt Synchronfassung oder O-Ton könnten Kinos viele Sprachfassungen in einer Vorstellung gleichzeitig anbieten. Mit gut dämpfenden Kopfhörern ist das sogar parallel zur Lautsprecherwiedergabe möglich.
  • Bahnhof und Flugsteig: Einfach beim Auracast-Stream für die gewünschte Reiseverbindung anmelden – und schon gibt es die Durchsagen klar verständlich auf die Kopfhörer. Dank Multi-Stream sind die dann sogar während eines Telefonats oder parallel zur laufenden Musik oder zum Podcast zu hören.

Die ReSound Omnia Kopfhörer lassen sich per Bluetooth LE Audio direkt mit kompatiblen Smartphones, Computern und Fernsehern koppeln.

Die ReSound-Omnia-Kopfhörer lassen sich per Bluetooth LE Audio direkt mit kompatiblen Smartphones, Computern und Fernsehern koppeln, außerdem empfangen sie Auracast-Übertragungen.

Foto: COMPUTER BILD

Auracast ist auch für Hörgeräte revolutionär

Die neue Auracast-Funktion ist zweifellos die wichtigste Neuerung im Bluetooth-Standard und vermutlich sogar weitreichender als frühere Erweiterungen etwa zur Stereo-Wiedergabe oder für Smart-Home-Produkte. Denn nicht nur Kopfhörer können Auracast-Streams wiedergeben, für Hörgeräte und Hörimplantate bietet die Technik mindestens ebenso viel Potenzial. Denn der Markt dafür ist riesig. Und die bisherige analoge Funktechnik, etwa um den Ton in Konzert- und Theatersälen auf Hörgeräte zu übertragen, ist qualitativ limitiert, in der Installation teuer und in Deutschland kaum verbreitet. Erste Auracast-Sender für den Einsatz etwa in Kinos und Museen sind bereits auf dem Markt, nur lässt die massenhafte Verbreitung noch auf sich warten. Schließlich sind bislang nur wenige kompatible Kopfhörer und Hörgeräte auf dem Markt – das klassische Henne-Ei-Problem. Für private Einsätze gibt es vom Hörgeräte-Hersteller bereits den praktischen TV-Streamer+. Der überträgt – am Fernseher angeschlossen – den TV-Ton per Auracast an kompatible Hörhilfen und Kopfhörer.

Das Samsung Galaxy S24 kann Auracast empfangen und senden.

Das Samsung Galaxy S24 empfängt Auracast, der mittlere Screenshot zeigt die Auswahl mit dem ReSound TV-Streamer+ und einem USB-Dongle von Creative. Außerdem lässt sich der laufende Ton an Auracast-Empfänger senden.

Foto: COMPUTER BILD


Auracast-Verbindung ganz einfach per App

Für die Auracast-Übertragung ist es mit Bluetooth LE Audio und LC3-Codec alleine nicht getan, irgendwie müssen sich Sender und Empfänger auch finden. Im einfachsten Fall kann das automatisch oder auf Tastendruck innerhalb von privaten Auracast-Verbindungen erfolgen. JBL nutzt das etwa, um beliebig viele Bluetooth-Boxen zu koppeln, markenfremde Geräte können sich jedoch nicht einklinken. Gleiches gilt für In-Ear-Kopfhörer von JBL und Jabra, bei denen sich die Ladedosen per Kabel an Kopfhörerausgänge anschließen lassen, um den Ton dann per Auracast auf die Bluetooth-In-Ears zu funken. Markenfremde In-Ears kommen jedoch bislang nicht an die Streams heran.

8K-Fernseher von Samsung (Bild: QN900D) können den Ton per Auracast an mehrere Kopfhörer weitergeben.

8K-Fernseher von Samsung (Bild: QN900D) können den Ton per Auracast an mehrere Kopfhörer weitergeben.

Foto: COMPUTER BILD

Um frei zugängliche Auracast-Übertragungen abzurufen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Das kann mit speziellen Empfängern mit Kopfhöreranschluss erfolgen, die den bekannten Funkempfängern für Audio-Guides in Museen oder bei Stadtführungen ähneln. Interessanter ist der Abruf per Smartphone, das die meisten Menschen ohnehin in der Tasche haben. Die Auracast-Auswahl erfolgt dann ähnlich wie die Wahl eines WLAN in den Smartphone-Einstellungen. Als erster Hersteller hat das Samsung in verschiedene Galaxy-Smartphones (ab One UI 6.1) integriert: Ist ein kompatibler Kopfhörer mit LE Audio gekoppelt, taucht in den Bluetooth-Geräteeinstellungen der Eintrag “Auracast Broadcast anhören” auf. Nach einem Fingertipp darauf listet das Telefon die verfügbaren Übertragungen (Broadcasts) zur Auswahl auf – und los geht es!

Fazit: Bluetooth Auracast wird bald alltäglich sein

Das Potenzial von Auracast ist gewaltig, die Technik ist vermutlich schon bald nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken – wie heute Telefonieren und Sprachnachrichten. Wer von Anfang an dabei sein will, ist derzeit bei Samsung mit den Galaxy Buds und den Galaxy-Smartphones am besten aufgehoben. Und welche Rolle spielt Apple in dieser Geschichte? Das weiß nur der US-Konzern. iPhones und AirPods haben ihre eigenen Bluetooth-Chips, womöglich sind die bereits für LE Audio und Auracast vorbereitet. Sicher ist: Daran vorbeikommen werden auch die Kalifornier nicht.

Bluetooth: Fragen und Antworten

Was sind Bluetooth-Profile?

Die Bluetooth-Profile bestimmen über die möglichen Funktionen via Bluetooth: Zum Beispiel ermöglicht das Profil A2DP (Advanced Audio Distribution Profile) die Audio-Wiedergabe in Stereo, HFP (Hands Free Profile) das Freisprechen und PBP (Public Broadcast Profile) neuerdings Auracast.

Welche Reichweite hat Bluetooth?

Bluetooth Klasse 3 ermöglicht theoretisch 1 Meter, Klasse 2 (steckt in den meisten Kopfhörern) 10 Meter und Klasse 3 100 Meter. Diese Werte sind nur bei freier Sicht erreichbar.

Ist Bluetooth schädlich?

Wegen der geringen Sendeleistung gilt Bluetooth als unbedenkliche Funktechnik, der für die Strahlung maßgebliche SAR-Wert wird um das 300-Fache unterschritten.

Gibt es eine Alternative für Bluetooth?

WLAN erlaubt höhere Datenraten, braucht aber mehr Strom und ist daher für mobile Audio-Anwendungen eher uninteressant. Im Smart Home sind ZigBee und Z-Wave stromsparende Alternativen.

Was ist ein Codec?

Der Begriff setzt sich aus Codieren und Decodieren zusammen und bezeichnet im Zusammenhang mit Bluetooth, welches digitale Audioformat zu Übertragung verwendet wird. Der Standard-Codec für Bluetooth ist SBC (Subband Codec), den beherrschen alle Sender und Empfänger. Die Datenrate ist im besten Fall mit 320 kBit/s okay, der Klang ist aber oft stumpf und belegt. Andere Codecs sind optional. Bei der Bluetooth-Kopplung stimmen sich Sender und Empfänger auf den bestmöglichen Codec ab, mit dem beide kompatibel sind. Alternativ kann in Bluetooth-Einstellungen oder in einer App ein anderer Codec gewählt werden.

Klingt Bluetooth mit AAC besser?

Der Advanced Audio Codec, auch MPEG4, erlaubt bei Bluetooth Datenraten bis 256 kBit/s. Apple verwendet AAC standardmäßig für Musikwiedergabe und Bluetooth-Übertragung, da ist die Klangqualität besser als mit SBC. Auch bei Kopfhörern ist AAC als zusätzlicher Codec weitverbreitet. Bei Android hängt die Klangqualität davon ab, wie gut AAC ins System integriert ist.

Was sind aptX und aptX HD?

aptX ist ein Codec des Chipherstellers Qualcomm mit einer Datenrate von bis zu 384 kBit/s. In Android-Smartphones ist der verbreitet und klanglich oft besser als AAC. Höherwertige Kopfhörer sind ebenfalls häufig mit aptX ausgestattet. aptX HD arbeitet intern mit bis zu 24 statt 16 Bit. Durch die Datenkomprimierung auf maximal 576 kBit/s ist die Übertragung nicht wirklich hochauflösend, die wäre erst ab der dreifachen Datenrate gesichert. aptX HD kann etwas besser klingen als aptX. Apple setzt bislang keine der aptX-Varianten ein.

Was ist LDAC?

Der Lossless Digital Audio Codec ist eine Sony-Entwicklung mit bis zu 990 MBit/s und potenziell bestmöglicher Bluetooth-Klangqualität. Die hohe Datenrate muss aber erst in den Entwickleroptionen des sendenden Smartphones aktiviert werden, sonst nutzt LDAC standardmäßig eine Datenkompression auf 660 MBit/s – mit kaum spürbaren Vorteilen gegenüber aptX.

Was ist LC3?

Den Low Complexity Communication Codec entwickelte das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (Fraunhofer IIS) mit dem Bluetooth-Entwicklerkonsortium. LC3 nutzt Datenraten von bis zu 392 kBit/s und benötigt vergleichsweise wenig Rechenleistung, was wiederum den Energieverbrauch reduziert. LC3 soll mittelfristig SBC ablösen, die Audioqualität ist ähnlich wie die von AAC.