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„Tietjen campt“: Bettina Tietjen über Crocs und Campingklos

„Tietjen campt“: Bettina Tietjen über Crocs und Campingklos

Frau Tietjen, Ihre Sendung „Tietjen campt“ geht jetzt in die fünfte Staffel. Wie sieht denn Ihre Bilanz aus: Wie viele Ihrer Gäste konnten Sie bislang vom Camping überzeugen? 

Ich würde sagen, es steht 50:50. Die ersten drei Staffeln haben wir mit einzelnen Gästen gemacht. Da war die Reise nicht so lang, das war ja immer nur ein Tag und dann noch mit einer Übernachtung. Das ist natürlich ein ganz anderes Erlebnis, als wenn man wie jetzt beim Roadtrip eine ganze Woche dabei ist. Aber es war von Anfang an so, dass es Leute gab, die sofort gesagt haben: „Das ist was für mich, das gefällt mir, das probiere ich für mich auch mal aus.“ Und es gab welche, die wie Jürgen von der Lippe gesagt haben: „Never again. Auf gar keinen Fall mache ich das nochmal.“ Und da war er nicht der Einzige. Es waren einige dabei, die gesagt haben, es war nett, aber ich würde es nicht nochmal machen. 

Obwohl Sie es ja geschafft haben, dass Jürgen von der Lippe nochmal mitgekommen ist zum ersten Roadtrip. 

Genau, aber unter der Bedingung, dass er im Hotel schläft. Er hat sofort am Telefon zu mir gesagt: „Ich mache mit dir, was immer du willst, aber ich schlafe auf gar keinen Fall nochmal in so einem Wohnmobil.“ Das hat ihn richtig traumatisiert. 

Wie lief es denn mit den neuen Gästen im zweiten Roadtrip?

Diesmal war es eigentlich so, dass die Mehrzahl sowieso schon sehr positiv gestimmt war. Die wollten gerne campen. Die hatten auch alle Lust, auf dem Platz zu schlafen. Gerade in so einer Gruppe ist es immer gut, wenn da ein oder zwei sind, die das schon kennen. Sonst wäre das ein bisschen wie mit Kindern, die eingeschult werden. 

Was fasziniert Sie denn eigentlich so am Campen?

Ich finde einfach dieses Draußensein toll, dieses immer Unterwegssein. Mein Mann und ich machen Roadtrips, wir mögen diesen Wechsel, dieses Ungebundensein, das Nichtplanenmüssen. Wir reservieren auch nie vorher, das geht tatsächlich immer noch. Was ich auch sehr mag, ist, dass man nicht darauf achten muss, wie man aussieht. Ich sitze ja so viel vorm Spiegel und in der Maske, kriege die Haare gemacht und werde geschminkt. Ich muss darauf achten, ob ich irgendwo Flecken habe oder meine Schuhe geputzt sind. Ich muss immer daran denken: Wie sehe ich aus? Und beim Camping muss ich das eben nicht. Das genieße ich sehr. Ich nehme auch ganz wenig mit und habe nur einen ganz kleinen Spiegel. Ist mir egal, wie ich aussehe.

Jetzt kommt die Gewissensfrage: Haben Sie Crocs? 

Nein, ich hasse Crocs! Darf ich das sagen? 

Ja, unbedingt. 

Es gibt ja zwei unterschiedliche Fraktionen. Es gibt sehr, sehr viele Camper, die Crocs tragen. Und ich weiß auch, dass Crocs momentan total angesagt sind. Es gibt Crocs in tausend Varianten, auch ganz hip und teuer. Ich beobachte das interessiert, aber ich glaube nicht, dass ich in diesem Leben noch zur Crocs-Trägerin werden werde. Ich trage lieber Flip-Flops. 

Welche Camping-Hacks haben Sie noch? Was ist Ihr bester Trick? Was muss man dabei haben?

Ich finde eine Kopflampe extrem wichtig, weil man oft irgendwo steht, wo nicht alles neonhell erleuchtet ist. Oder wenn man kocht und es dann schon dunkel wird. Eine Kopflampe muss man also immer dabei haben. Und ich persönlich brauche ganz dringend auch mein Portapotti. 

Ehrlich? Ein Chemieklo?

Immer. Als mein Mann und ich uns kennengelernt haben, hatte er einen VW-Bus. Da habe ich gesagt: „Ich fahre mit dir wohin du willst, aber schaff bitte sofort ein Klo an.“ Ich möchte nicht irgendwo mitten in der Nacht über den Campingplatz stolpern müssen und dann die Toilette nicht finden. In unserem jetzigen Bus hatten wir anfangs nur eine Art Notklo. Das war unter so einem Kasten, wo man auch drauf sitzen konnte, genau zwischen dem Kinderbett und unserem Kopfkissen – also nicht der Ort, wo man sehr lange sitzen möchte. Aber seit wir kein Kinderbett mehr im Bus haben und mein Mann das umgebaut hat, habe ich tatsächlich einen Raum mit einer Toilette drin. Und das empfinde ich als extremen Luxus. Das brauche ich. 

Welchen Camping-Luxus genießen Sie noch?

Eine kleine Kaffeemaschine. Da stellt man einfach das Tässchen drunter und drückt auf den Knopf und kann im Bett morgens mit offener Schiebetür und Blick aufs Meer den Kaffee trinken. Das finde ich auch sehr schön. Ansonsten finde ich, man braucht eben gar nicht so viel. 

Viele Menschen sind perfekt ausgestattet beim Camping. 

Das beobachte ich immer wieder, gerade auch bei Leuten, die neu campen. Da denke ich immer, Leute, schafft euch doch nicht das alles an, bevor ihr überhaupt wisst, ob es was für euch ist. Die haben Mülleimer, riesige Matten, Tischdecken, faltbare Spülschüssel, faltbare Kochtöpfe. Es gibt unendlich viel Equipment. Das kannte ich vorher gar nicht. Ich entdecke immer wieder Sachen, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie gibt. 

Also sind Sie keine Ausrüstungs-Fanatikerin. 

Überhaupt nicht. Wir haben wirklich nur das Nötigste. Ich habe aber zum Beispiel immer eine Hängematte dabei. Das ist für mich sehr wichtig. Und mein Mann hat an unserem Auto hinten so Halterungen angebracht, so dass ich nur einen Baum brauche. Die andere Seite der Hängematte befestige ich am Bus. Da werde ich ganz oft drauf angesprochen.

Und das baut Ihr Mann einfach mal eben so? 

Er ist Flugzeugbauingenieur und ein sehr begabter Handwerker. Wir haben an unserem Auto viele Sachen, die man als Laie gar nicht so bemerkt, die aber ungeheuer praktisch sind. Zum Beispiel haben wir so einen ausklappbaren Wäscheständer hinten dran. Das ist ganz wichtig, denn man muss ja immer seine Sachen trocknen können. Das sind alles so Kleinigkeiten, aber das denkt sich mein Mann eben aus. Es muss praktisch sein. Wenn man irgendwo hinkommt, dann müssen die Stühle schnell raus, der Tisch, die Markise. Zack, zack, fertig.

Eine Freundin von mir war gerade das erste Mal campen und sagte hinterher, ihr sei aufgefallen: Die Hauptbeschäftigung beim Camping sei, den ganzen Tag nach etwas zu kramen. Man sucht und wühlt ständig überall herum. Und eigentlich stimmt das auch – oder ist das bei Ihnen anders?

Ich bin nicht gut organisiert, im Gegensatz zu meinem Mann. Der hat alles in irgendwelchen Schubladen und sein Zeug relativ sortiert, aber trotzdem sucht man immer etwas. Immer. „Wo haben wir denn… Wir hatten doch dieses Messer oder diesen Schraubenzieher, wo war das nochmal?“ – das ist ganz normal. Und Kramen muss ja auch gar nicht unbedingt mit Suchen zu tun haben. Das kann ja auch dieses Werkeln sein, wenn etwas klemmt oder man etwas reparieren muss. 

Tietjens größter Camping-Fehler

Sie haben vorhin gesagt, viele Zuschauer schreiben Ihnen oder sprechen Sie an auf Details an Ihrem Bus. Das finde ich so interessant, weil die Leute ja offensichtlich sehr genau hingucken. 

Man glaubt gar nicht, wie genau. Ich hatte mal Riesenärger, weil ich die Chemie-Toilette falsch ausgeleert habe. Normalerweise macht das mein Mann, das ist bei uns eine Art Running Gag. Das ist übrigens bei den meisten Campern so: Man sieht ganz selten Frauen, die Chemie-Toiletten ausleeren. Aber dann habe ich das gemacht und einen Riesenfehler begangen, nämlich das Rohr zum Ausspülen der Toilette an den Frischwasserhahn gehalten. Das haben die Leute sofort gesehen und dann gab es echt Ärger. Da habe ich mich entschuldigt. Die Leute gucken ganz genau hin. Es gibt ja unter Campern viele Besserwisser, das ist wie beim Fußball, jeder weiß es besser als der Bundestrainer. Deswegen passe ich da immer sehr auf, dass ich nichts falsch mache. 

Indem Sie in der Sendung mit Ihrem eigenen Bus fahren, lassen Sie die Zuschauer ja auch einen kleinen Blick in Ihre Privatsphäre werfen. Können Sie überhaupt noch unerkannt campen? 

Ja, das geht. Wobei wir einen Fehler gemacht haben: Unser Bus war ursprünglich einfach weiß. Um ihn für die Sendung ein bisschen zu verfremden und damit wir privat nicht sofort erkannt werden, haben wir außen den gelben Streifen angebracht. Aber wir hatten überhaupt nicht darüber nachgedacht, dass der dann andauernd wieder entfernt werden muss, weil wir ja zwischendurch immer privat fahren. Das heißt, wir hätten den Streifen ständig ankleben und wieder abmachen müssen, das kostet ja auch ein wahnsinniges Geld. Und dann haben wir gesagt, egal, jetzt lassen wir den Streifen halt dran. Dadurch werden wir natürlich viel mehr erkannt, als wenn das Auto weiß geblieben wäre. 

Das ist doch sicher auch anstrengend?

Privat fahren wir immer in den Süden, da erkennen mich die Leute schon weniger als hier im Norden. Dabei gibt es im Norden so tolle Campingplätze, die habe ich durch die ersten drei Staffeln der Sendung erst entdeckt. Wenn wir drehen und die Kameras dabei sind, dann ist es ja klar, dass die Leute gucken. Aber wenn ich privat unterwegs bin, dann möchte ich nicht andauernd angesprochen werden. Manchmal kommt jemand und lobt das Auto und möchte ein Selfie machen. Das ist auch total nett. Ich möchte nur nicht im Dauer-Dialog sein in meinem privaten Urlaub. Was mir schon häufig passiert ist und was wirklich lustig ist, dass Leute sagen: „Das ist ja wirklich Ihr privates Auto!!“ Die denken, ich tue nur so und das Auto sei eine Requisite. Da werde ich auch gefragt: „Na, wen haben Sie denn diesmal dabei?“ Ich sage, „Meinen Mann, wen denn sonst?“ –„Ach, Sie drehen gar nicht!“. Das ist schon manchmal sehr lustig.

Ich kann mich an eine Folge aus der ersten Staffel erinnern, da haben Sie erst den Tisch nicht aufgebaut gekriegt und dann verzweifelt die Stange fürs Moskitonetz gesucht. Da konnte man sich schon fragen, ob das überhaupt Ihr Auto ist. 

Das war peinlich! Mein Mann hat sich das ja alles ausgedacht und gebaut. Da sind dann Stangen für die Wäscheleine, fürs Sonnensegel, für den Moskitovorhang. So viele Stangen: Ich weiß überhaupt nicht, welche wofür sind. Aber mittlerweile kann ich das meiste jetzt. Wir haben ja auch einen neuen Tisch. 

Weil der alte Tisch so kompliziert aufzubauen war?

Genau. Das war jedes Mal so ein Theater beim Aufbauen. Mein Mann hat aber gemurrt: „Müssen wir jetzt wegen der Sendung alles neu kaufen, was sich seit 20 Jahren bewährt?“ Es ist schon sehr lustig, was sich auch zu Hause für Dialoge daraus entwickeln. 

Beim Zelten mit Wigald Boning haben Sie mit der Dachbox einen Ast gerammt. Ist noch mehr kaputt gegangen im Laufe der Jahre? 

Ja, diesmal war es relativ dramatisch. Am zweiten Tag des Roadtrips ist der Turbolader kaputtgegangen, das Auto fuhr nur noch mit halber Kraft. Es kam dann in die Werkstatt, aber eine Reparatur hätte zu lange gedauert und wir mussten ja drehen. Und dann bin ich bei einem Einparkmanöver noch gegen einen Baum gefahren, dabei ist ein Rücklicht kaputtgegangen. 

Gibt es dann zu Hause Ärger? 

Nein. Mein Mann wollte zwar eigentlich nicht, dass unser Auto ins Fernsehen kommt. Aber ich wollte nicht mit irgendeinem angemieteten fremden Wohnmobil herumreisen. Das ist für mich unauthentisch. Wenn ich sowas mache, dann muss es auch unser eigenes sein. Das wäre ja so, als würde man eine Homestory machen und dann in die Wohnung von Freunden gehen und so tun, als wäre es die eigene. Und sehr viel Persönliches gibt es in unserem Auto ja auch nicht zu sehen. Das Problem ist eher, dass es ein altes Auto ist und dass da natürlich mal was kaputt gehen kann. 

Hat auch schon mal ein Gast richtig was kaputt gemacht? 

Nein, die sind alle sehr vorsichtig. Die handeln ja nur nach Anweisung und wollen alles richtig machen. Meine Gäste bei dieser Reise waren alle sehr enthusiastisch. Das ist auch interessant zu beobachten, wer in so einer Gruppe welche Rolle spielt. Das entwickelt sich ja auch im Laufe einer Woche. Wer mit wem besser kann, über wen mehr gelacht wird, wer für was zuständig ist.

Dauerbrenner Sanitäranlagen

Wonach suchen Sie eigentlich die Leute aus, mit denen Sie die Roadtrips machen? Müssen sie besonders gut zusammenpassen oder sollen Sie maximal unterschiedlich sein? Wie mischen Sie die? 

Mir ist wichtig, dass zwei, drei Gäste dabei sind,, mit denen ich schon ein bisschen vertraut bin, denn eine lange Aufwärmphase haben wir bei einer Woche Roadtrip nicht. Und dann gucken wir natürlich, dass Männer und Frauen gleich vertreten sind, dass Jung und Alt gemischt sind. Ingolf Lück zum Beispiel kennen viele Menschen aus dem linearen Fernsehen. Lola Weippert wiederum hat 700.000 Follower auf Instagram. Wir mischen, aber es muss alles ein bisschen passen. Und ich finde es wichtig, immer sympathische Leute dabei zu haben. Ich würde nie jemanden mitnehmen, der mir unsympathisch ist.

Was finden die Gäste, die Sie in den letzten Jahren nicht vom Campen überzeugen konnten, denn eigentlich am schlimmsten daran?

Immer die Sanitäranlagen. Es hat immer damit zu tun, dass die nicht sauber genug sind, oder dass die Toilette im Bus zu beengt ist. Letztlich geht es immer darum, dass man zu dicht an anderen Menschen dran ist und zu viel mitkriegt. Wenn mein Mann und ich unterwegs sind, lese ich immer die Bewertungen in den diversen Camping-Apps. Den meisten ist das Sanitäre am wichtigsten. Mir nicht. 

Sie haben ja auch Ihr Porta Potti. 

Ja, aber es geht ja nicht nur ums Porta Potti. Ich gehe auch in die Dusche. Und wenn die mal nicht so sauber ist, ist mir das egal. Ich will einen schönen Platz haben. Einen fantastischen Ausblick. Ich möchte am Strand stehen. Ich will einfach Schönes sehen, wenn ich rausgucke. Aber jeder hat andere Prioritäten.

Wie anstrengend ist so ein aufwendiger Roadtrip mit Gästen und Kamerateams eigentlich?

Es ist schon anstrengend, auch wenn wir immer viel Spaß haben. Man redet ja immer. Von morgens bis abends, immer in der Gruppe. Die Kameras laufen ja nicht permanent, aber man redet natürlich trotzdem. Das ist schon etwas anderes, als wenn man mit dem Partner fährt, da muss man über manche Dinge auch gar nicht mehr viele Worte verlieren. Als Moderatorin muss ich natürlich auch immer gucken, dass sich keiner ausgeschlossen fühlt oder sich langweilt. Das ist mental anstrengend, man merkt das aber eigentlich erst hinterher, wenn alles vorbei ist. 

Der Sendung sieht man das nicht an.

Diesmal habe ich mich sogar dabei ertappt, dass ich hinterher beim Erzählen ganz oft gesagt habe: „Im Urlaub…“ Da meinte mein Mann irgendwann: „Du sagst immer ‚Urlaub‘, aber das war doch Arbeit.“ Ja, das stimmt – es war Arbeit, aber gleichzeitig wie eine andere Art von Urlaub.