close
close

Wandern Sie mit! Zu märchenhaften Schlössern bei Bergisch Gladbach

Wandern Sie mit! Zu märchenhaften Schlössern bei Bergisch Gladbach

Wie ein Märchenschloss liegt es da, das Schlosshotel Lerbach. Seit fast zehn Jahren liegt es im Dornröschenschlaf. Doch unter neuen Besitzern tut sich jetzt etwas, soll das historische Gebäude saniert und erweitert werden und als Hotel wiedereröffnen. Zu einem Leserwandertag am kommenden Samstag, 21. September, der auf dem am Schlosshotel vorbeiführenden Bensberger Schlossweg stattfindet (siehe Infokasten „Leserwandertag“), wird der neue Besitzer Dr. Heribert Landskron-Reißdorf exklusive Einblicke in die Geschichte des Hauses und die Zukunftspläne geben – und den Landschaftsgarten für die Wanderer öffnen – rund um das Schlosshotel, in dem Musiker Robbie Williams schon ebenso zu Gast war wie Mick Jagger und die brasilianische Fußballnationalmannschaft.

Auch ein anderer berühmter Gast in der Region kam einst ins Schwärmen – ob des Ausblicks von einem anderen herrschaftlichen Gebäude am Bensberger Schlossweg, „Ich glaube, dass die Götter dann und wann auf einer silbernen Wolke so ihren Nektar trinken und die Hälfte der Erde übersehen“, notierte Johann Georg Jacobi in seinem Tagebuch, als er 1774 mit Johann Wolfgang Goethe Bensberg besuchte. Die Begeisterung für den Ausblick können wir schnell nachvollziehen, wenn wir bei guter Fernsicht vom Barockschloss auf der ersten Anhöhe des Bergischen Landes ins Rheintal hinuntersehen.

Hinter dem Bensberger Rathaus ist Schloss Bensberg zu sehen.

Der Bensberger Schlossweg führt auch zum Bensberger Barockschloss und dem Rathaus (davor), das einst weltweit für Aufsehen gesorgt hat.

Zu Beginn des Bensberger Schlosswegs stehen wir allerdings vor einem Gebäude, das uns zunächst einmal rätseln lassen mag: Altes Gemäuer hat sich hier mit Stahlbeton und Glas verbunden. In den 1960er Jahren hat der Star-Architekt Gottfried Böhm Reste des Alten Bensberger Schlosses (auch „Alte Burg“ genannt) zu einem Rathaus für die damals noch selbstständige Stadt Bensberg erweitert.

An der „Zementburg“ oder dem „Affenfelsen“ von Bensberg startet die Tour

Sein Werk sorgte weltweit für Aufsehen: Die Londoner Times berichtete von der „ungewöhnlichen Form“ des Baus, die „China Mai“ in Hongkong von einer „Zementburg“, und das Genueser Blatt „il Nuovo Cittadino“ feierte den Böhm-Bau als „modernstes Rathaus Deutschlands“. Von Einheimischen wird die „Bürgerburg“ bis heute gern auch „Aapefelse“ (Affenfelsen) genannt.

Hinter einem Baum mit der Wegemarkierung des Bensberger Schlosswegs ist ein eisernes Kreuz zu sehen.

Zu fast vergessenen Gradmalen im Waldgebiet der Hardt führt der Bensberger Schlossweg.

Das hätten sich die Grafen von Berg wohl nicht träumen lassen. Für sie war Burg Bensberg eine Bastion am südlichen Rand ihres Territoriums und später zudem Ausgangspunkt für Jagdstreifzüge durch den nahen Königsforst – bis Johann Wilhelm II., genannt „Jan Wellem“, an die Macht kam. Ab 1679 war er Herzog von Jülich und Berg, 1690 wurde er darüber hinaus Kurfürst von der Pfalz. Verheiratet war Jan Wellem in zweiter Ehe mit Anna Maria Luisa, der Tochter des Großherzogs der Toskana aus dem Hause der Medici.

Kurfürst Jan Wellem baute in Bensberg ein Barockschloss

Die alte Bensberger Burg wurde seinen Ansprüchen nicht mehr gerecht. Jan Wellem, der als Jugendlicher auf seiner Kavalierstour durch Europa längere Zeit am Hof des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. in Versailles gewesen war, entschied sich – vermutlich auch seiner Frau zuliebe – für den Bau eines prächtigen Schlosses auf der Bärenkuppe nördlich der alten Burg. Die Pläne für die Schlossanlage entwarf der venezianische Baumeister Matteo Graf d’Alberti von 1705 bis 1716. Als Vorbild mag auch Schloss Schönbrunn in Wien gedient haben.

Eine Wandergruppe steht vor einem Denkmal mitten im Wald in der Mitte von Bergisch Gladbach.

Dieses Denkmal mitten im Wald erinnert an hier bestattete kaiserliche Soldaten, die in Schloss Bensberg starben als dieses ein Lazarett war.

Als Jan Wellem 1716 starb, wurden die Bauarbeiten eingestellt und die rund 1000 am Bau beschäftigten Arbeiter und Künstler entlassen. Anna Maria Luisa kehrte nach Florenz zurück, während die Nachfolger Jan Wellems kaum Interesse an dem Prachtschloss zeigten. 1793 wurde es zu einem Lazarett für die Kaiserlich-Österreichischen Truppen umgebaut. Als zwei Jahre später die französischen Revolutionstruppen den Rhein überschritten, nutzten sie das Schloss als Militärlazarett und Sitz des französischen Befehlshabers. Nach Abzug der Franzosen zog ein preußisches Militärlazarett ein. 1840 wurde Schloss Bensberg zur preußischen Kadettenanstalt.

Heute ist die Haute Cuisine von Joachim Wissler im Schloss zu Hause

Die Nationalsozialisten richteten im Schloss eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt (Napola) ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage ein Internat für die belgischen Streitkräfte. In neuem alten Glanz erscheint das Schloss, seitdem nach umfangreichem Umbau im August 2000 das „Grandhotel Schloss Bensberg“ der Hotelgruppe des Kölner Hoteliers Thomas H. Althoff eröffnet wurde. Seitdem kann man hier wirklich fürstlich übernachten und speisen – unter anderem im Zwei-Sterne-Restaurant „Vendôme“ von Spitzenkoch Joachim Wissler.

Wanderer gehen vom Schloss Bensberg den Schlossplatz hinunter.

Auch am prunkvollen Barockschloss von Bensberg führt der Schlossweg vorbei.

Nach dem Abstieg ins Milchborntal erreichen wir das Waldgebiet der Hardt – das „grüne Herz“ der 111.000-Einwohner-Stadt Bergisch Gladbach. Hier begegnen uns erneut die dunklen Kapitel der Bensberger Schlossgeschichte. Nacheinander passieren wir Denkmale für 4000 französische und 3000 österreichische Soldaten, die als Verwundete im Bensberger Lazarett vor allem an Krankheiten gestorben sind und hier unten im Wald in Massengräbern bestattet wurden.

Die Geschichte von Schlosshotel Lerbach ist eng mit Gladbach verbunden

Eng mit der Geschichte der alten Stadt Bergisch Gladbach verbunden, die 1975 mit Bensberg fusionierte, ist der nächste herrschaftliche Bau am Wegesrand: Schlosshotel Lerbach wurde in den 1990er Jahren im Landsitz des früheren Gladbacher Papierfabrikanten Richard Zanders eingerichtet. 1893 hatten er und seine Frau Anna, geborene von Siemens, hier ein reichlich sanierungsbedürftiges Rittergut mit mittelalterlichen Wurzeln erworben.

Der neue Eigentümer Dr. Heribert Landskron-Reißdorf steht vor dem Schlosshotel Lerbach.

Dr. Heribert Landskron-Reißdorf stellt beim Leserwandertag am 21. September die Pläne für Schlosshotel Lerbach vor.

Auf der Anhöhe dahinter ließen sie von Ludwig Bopp nach Plänen des Münchener Architekten Gabriel von Seidl ein Herrenhaus im Stil eines englischen Landhauses errichten. Später wurde das Herrenhaus nacheinander als Altenheim, Säuglingsheim und ab 1949 als Erholungsstätte für belgische Offiziere genutzt. Von 1961 bis 1987 war Haus Lerbach Sitz des Gustav-Stresemann-Instituts. In den 1990er Jahren hat Spitzenkoch Dieter Müller Schlosshotel Lerbach als lange mit sogar drei Michelin-Sternen dekorierte Feinschmecker-Adresse weltweit bekannt gemacht.

Eine Wanderin wandert über einen Wiesenweg an einem Pfosten mit den Markierungen des Bierwegs und des Bergischen Panoramasteigs vorbei.

Durch Bergisch Gladbachs grünes „Herz“ geht es weiter zum Haus Hardt, das heute als Domizil der Naturfreunde Köln bekannt ist, das bis Ende des 19. Jahrhunderts aber die Verwaltung einer Zink- und Bleierzgrube namens Blücher beherbergte. Dutzende solcher Gruben existierten damals im Bensberger Erzrevier.

Durch das grüne Herz von Bergisch Gladbach führt die Wanderung

Noch weiter zurück in der Geschichte führt uns die Erdenburg, die wir nach dem Aufstieg vom Milchborntalweiher erreichen. Auf das 3. bis 1. Jh. vor Christus datieren Archäologen die Ringwallanlage, das als ältestes Zeugnis frühgeschichtlicher Besiedlung der Region gilt. Heute sind nur noch Reste einiger Befestigungsgräben und -wälle zu erkennen. Wer die Anlage nutzte, ist unbekannt – und eins der vielen spannenden Geheimnisse am Bensberger Schlossweg.

Erlebnispädagoge und Pächter des Naturfreundehauses Hardt, Benjamin Stapf, steht mit Gästen vor dem Naturfreundehaus Hardt in Bergisch Gladbach.

Erlebnispädagoge und Pächter des Naturfreundehauses Hardt (im Hintergrund), Benjamin Stapf, erklärt Gästen das Konzept der etwas anderen Einkehrmöglichkeit.

Zwei Wanderer wandern unter einem Baum auf einem Feldweg über eine Anhöhe.

Der führt uns gegen Ende auch noch am Bergischen Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe vorbei, in dem man mehr über das Bensberger Schloss ebenso erfahren kann wie in einem Schaubergwerk in die Welt des Bergbaus eintauchen – während des Leserwandertags am kommenden Samstag sogar zum halben Eintrittspreis .


Von Anfahrt bis Einkehr – alles Wissenswerte zur Tour

Start/Ziel: Rathaus Bensberg, Wilhelm-Wagener-Platz, 51429 Bergisch Gladbach-Bensberg

Länge/Dauer: 10,1 km, ca. 3 Std.

Profil: Außerhalb der Siedlungen verläuft die Tour auf gut ausgebauten Waldwegen und einigen schmaleren Pfaden durch das Waldgebiet der Hardt. Zu Beginn und vor dem letzten Viertel gibt es steilere Ab- bzw. Aufstiege ins bzw. aus dem Milchborntal zu überwinden.

Karte/GPS-Daten: Im Internet unter „Bergische Streifzüge“ auf der Seite des Bergischen Wanderlands unter diesem Link.

Anfahrt: Mit dem Pkw: Von Köln A 4 Richtung Olpe bis Ausfahrt Bensberg (früher: Moitzfeld). An der Ampel links nach Bensberg, dort an der ersten Ampelkreuzung rechts. An der nächsten Ampel links auf die Kadettenstraße und nächste Straße erneut links hinunter zum Rathaus (am Wochenende kostenlose Parkplätze behindern dem Rathaus).

Mit dem ÖPNV: Von Köln mit Straßenbahnlinie 1 bis Endstation Bensberg (U-Bahn). Am Busbahnhof die Steinstraße überqueren und durch die Gartenstraße zur Schloßstraße. Diese schräg rechts überqueren und auf dem Fußweg hinauf zur Engelbertstraße. Auf dieser links zum Rathaus gehen.

Einkehrmöglichkeiten:

Gasthaus Wermelskirchen, Burggraben 8, 51429 Bergisch Gladbach-Bensberg, Tel. 02204/5 25 64, geöffnet Fr–Di 12–14 Uhr und 18–22 Uhr, www.gasthaus-wermelskirchen.de

Grandhotel Schloss Bensberg mit verschiedenen Restaurants und Bars, Kadettenstraße , 51429 Bergisch Gladbach-Bensberg, Tel. 02204/42 – 0, Öffnungszeiten Trattoria Enoteca: Mo–Do 18–22 Uhr, Fr–So 16–22 Uhr, www.schlossbensberg.com

Romantik Waldhotel Mangold, Am Milchbornbach 39–43, 51429 Bergisch Gladbach-Bensberg, Tel. 02204/95 55-0, geöffnet Mi – Sa 17.30 Uhr bis 22 Uhr, Sa/So 12 – 15 Uhr, www.waldhotel.de

D & C im Schwäke, Ommerbornstraße 65, 51465 Bergisch Gladbach-Sand, Tel. 02202/8673380, geöffnet Mi – Mo 12–21 Uhr, www.schwaeke.de

Naturfreundehaus Hardt, Hardt 44, 51429 Bergisch Gladbach-Herkenrath, Tel. 02204/7 48 53 87, geöffnet Mi – So 11.30 Uhr – 18 Uhr, www.haushardt.de

Kinder stehen an einem Förderwagen im Schaubergwerk des Bergischen Museums für Bergbau, Handwerk und Gewerbe.

Im Bergischen Museum in Bensberg kann man auch in die Bergbauhistorie der Region eintauchen.

Besichtigung: Bergisches Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe, Burggraben 9-21, 51429 Bergisch Gladbach-Bensberg, Tel. 02204/5 55 59, geöffnet Di – Fr 9 – 14 Uhr, Wochenende feiertags 11 – 17 Uhr. www.bergisches-museum.de


Der Wanderweg

1) Von der Starttafel des „Bensberger Schlosswegs“ am Parkplatz zwischen Rathaus und Hotel-Malerwinkel der Straße „Markt“ links am Hotel vorbei hinauf zur Kadettenstraße. Auf dieser nach Links, durch eine Rechtskurve und am Haupttor des Schlosses vorbei. An der nächsten T-Kreuzung rechts in die Jan-Wellem-Straße und nach ca. 190 m Anschluss in die Stichstraße

„Zur Hardt“ abbiegen. An deren Ende führt ein Fußweg bald über Treppen hinunter zum Hardtweg. Diesem rechts bergab ins Tal folgen. Dort den Milchborntalweg überqueren und dem Hardtweg weiter folgen, über den Parkplatz in den Wald. Den Bach überqueren und an der T-Kreuzung links.

2) Das Freibad Milchborntal passieren, am Waldhotel Mangold nach rechts bergan. Eine Wegekreuzung führt schräg hinauf zum Kreuz für französische Soldaten. Rechts daneben zweigt ein Pfad ab, der zur Gedenkstätte für die kaiserlichen Soldaten führt. Auf dem breiten Zuweg dieses Denkmals hinunter zum Querweg und diesem nach rechts folgen. Nach einigen Minuten an der Straße „Lerbacher Weg“ dem Fußweg nach rechts folgen. Die Zufahrt zum Schlosshotel Lerbach passieren und in einer langen Linkskurve rechts auf die Straße „Oberlerbach“ wechseln.

3) Straße bis in den Ort Kaltenbroich folgen, dort an zwei Abzweigen rechts halten, Tal durchqueren, durch eine Kehre wieder bergauf und vor dem letzten Haus auf der linken Seite links. Mit dem Schlossweg – bald auf einen naturnahen Pfad nach rechts schwenkend – bergan. Wo der Pfad auf breiten Waldweg stößt, diesem nach Links zum Naturfreundehaus Hardt folgen. Davor rechts halten und der Zufahrtsstraße ca. 350 m bergauf folgen. Auf der Höhe geradeaus (!) und dann gleich schräg rechts auf dem Pfad hinunter ins Milchborntal. Dort auf breitem Weg nach rechts, dann links über den Staudamm des Milchborntalweihers zur linken Talseite, dort hinter Schutzhütte links auf Pfad.

4) Wo der Pfad oben auf einen Querweg stößt, auf diesen rechts und gleich wieder nach rechts auf Fußweg verlassen, der unterhalb des Sportplatzes zur T-Kreuzung führt. Dort rechts zur Ringwallanlage der Erdenburg, davor links auf Pfad abbiegen, der hinunter zum Wirtschaftsweg führt. Auf diesem Links bis in Siedlung. Auf der Wohnstraße links bis zur zweispurigen Straße, dort links, die Straße überqueren und ihr nach links folgen, um dann rechts in die Straße Hackberg abzubiegen. An Gabelung links und dann auf Querweg rechts durch den Wald. Wo der Weg auf eine Straße stößt, links zum Stadtgarten gegenüber dem Vinzenz-Pallotti-Krankenhaus.

Ein Kind schaut vom Steinhauerpfad in einen Steinbruch bei Lindlar.

Dem Schlossweg nach rechts in die Anlage folgen, dann links, an einem Platz mit Trainingsgeräten vorbei und im großen Rechtsbogen hinunter in die Wohnsiedlung. Geradeaus durch die Straße „Klausenberg“, in den Quellenweg und an dessen Ende rechts auf Fußweg hinunter und geradeaus zur Straße Am Stockbrunnen. Ihr nach rechts bergan folgen, eine Querungshilfe überqueren und auf dem Fußweg am Zaun des Bergischen Museums entlang zur Straße Burggraben gehen, auf diesen Links zum Ausgangpunkt.