Migros oder Coop: Detailhändler im Vergleich – wer ist besser?

Wer ist besser, Migros oder Coop? Das grosse Duell

Wir nahmen beide Detailhändler unter die Lupe. Welcher ist beliebter, welcher hat mehr Läden – und wo kauft man günstiger ein?

Publiziert heute um 05:52 Uhr

Collage: Patrick Vögeli, Foto: Getty Images

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Migros oder Coop, das ist für viele fast schon eine Glaubensfrage. Mit dem Stellenabbau bei der Migros und dem Abstossen eines Grossteils der Tochterunternehmen ist der Strukturwandel im Detailhandel auch beim lange unerschütterlichen Branchenführer angekommen. Wir stellen die wichtigsten Fakten zu den beiden Detailhändlern einander gegenüber.

Der Kampf im kleinen Schweizer Lebensmittelmarkt ist hart: Seit Anfang der 2000er-Jahre mischen die Schweizer Ableger der deutschen Discounter Aldi und Lidl mit. Ihr Marktanteil ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen und liegt nur noch wenig unter der 10-Prozent-Marke. Derweil hat vor allem die Migros Boden verloren: Konnte der Platzhirsch 2010 noch 40 Prozent des schweizweiten Absatzes an Nahrungsmitteln für sich beanspruchen, waren es 2023 nur noch 35,6 Prozent.

Der schleichende Rückgang im Kerngeschäft Lebensmittelhandel, der sich auch in einer sinkenden Profitabilität der Migros-Gruppe als Ganzes widerspiegelt, ist denn auch der Hauptgrund für die massive Umstrukturierung des Traditionsunternehmens. Die Nahrungsmittel sollen günstiger und der stetige Verlust an Marktanteil gestoppt werden. So will man mit den immer wichtiger gewordenen Discountern, die in Zeiten von hohen Krankenkassenprämien und Mieten an Beliebtheit gewonnen haben, mithalten können.

Schaut man die Marktanteile der verschiedenen Unternehmenssegmente genauer an, so fällt auf, dass der klassische Detailhandel gerade bei Coop immer weniger stark ins Gewicht fällt: 2023 machte der Einzelhandel nur noch ein Drittel des Umsatzes aus. Dafür steuerte Transgourmet rund 30 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Weitere 20 Prozent entfallen auf die Fachformate wie Interdiscount, Jumbo oder Body Shop.

Bei der Migros-Gruppe ist der Detailhandel immer noch für die Hälfte des Gesamtumsatzes verantwortlich. Ein Drittel entfällt auf die starken Handelsmarken wie Denner, Migrol und Digitec Galaxus. Der Umsatz der Fachformate Bike World, Do it + Garden, M-Electronics, SportX, Micasa und OBI ist seit Jahren rückläufig. 2023 trugen sie mit 1,5 Milliarden Franken noch 4,7 Prozent zum Gesamtumsatz bei, was denn auch deren Abspaltung im Zuge des grossen Migros-Umbaus erklärt.

In den 2000er- und 2010er-Jahren steigen die Umsätze der beiden Schweizer Branchenführer im Zuge der Expansionsstrategie kontinuierlich an. Zum einen werden Warenhäuser und Supermärkte übernommen. So kauft die Migros 2007 den Discounter Denner und Coop 2002 die Warenhauskette EPA auf. Zum anderen stossen die beiden in die Bereiche Gesundheit, Reisen, Finanzdienstleistungen, Online- und Gastrogrosshandel vor. Mit der Übernahme von Transgourmet 2011 wächst der Umsatz von Coop gegenüber dem Vorjahr um fast 8 Milliarden an. Bei der Migros führt die Investition ins Onlineshopping, unter anderem mit der Übernahme von Digitec Galaxus, zu einem stetigen Anstieg des Erlöses.

Im Hauptgeschäft Detailhandel konnten sowohl die Migros wie Coop in den vergangenen Jahren kräftig zulegen: Besonders in den beiden Pandemiejahren 2020 und 2021 stieg die Nachfrage nach Lebensmitteln und Alltagsprodukten stark an. Auch spiegelt sich in der Zunahme die stetig anwachsende Schweizer Bevölkerung wider, die von 7,2 Millionen Anfang der 2000er-Jahre auf rund 9 Millionen angestiegen ist.

Ab 2024 ist mit der Verkleinerung der Migros durch die Abstossung zahlreicher Fachmärkte und auch umsatzstarker Marken wie Hotelplan oder Mibelle mit einem starken Gewinneinbruch zu rechnen: 2023 steuerte Hotelplan 1,7 Milliarden zum Umsatz bei, Mibelle 660 Millionen, M-Electronics rund 500 Millionen und SportX 350 Millionen. Die neue Migros wird Coop in der Umsatzstärke deutlich unterlegen sein.

Der Online-Lebensmittelhandel legte durch die immer stärkere Digitalisierung und die Tendenz weg von den traditionellen Wocheneinkäufen stark zu. Auch hier ist der massive Zuwachs während der Pandemie auffällig. Der Anteil am Gesamtumsatz des Lebensmittel-Detailhandels bleibt aber immer noch bescheiden: Er betrug 2022 bei der Migros 2,7 Prozent und bei Coop 2,6 Prozent.

Mit 21’000 online verfügbaren Produkten liegt Coop bei seinem Onlineshop deutlich vor der Migros mit nur 12’500 Artikeln. Um diesen Rückstand aufzuholen, baut die Migros bis 2026 ein zweites Verteilzentrum in Regensdorf. Dadurch werden die Lieferzeiten verkürzt, und das Sortiment soll wie bei Coop auf 21’000 Waren anwachsen.

Insgesamt sind bei den Coop-Supermärkten rund 40’000 Produkte aus dem Food- und Non-Food-Bereich verfügbar. Die Migros produziert selber 20’000 Detailhandelsprodukte als Eigenmarken. In den grösseren Migros-Filialen sind zwischen 25’000 und 45’000 Artikel erhältlich, darunter auch zahlreiche Markenprodukte.

2021 fallen Migros und Coop aus den Top 40 der grössten Detailhändler der Welt. 2020 hatten die beiden Platzhirsche im Schweizer Detailhandel noch die Plätze 36 und 39 belegt. Die Gründe für den schrumpfenden Einfluss sind in der wachsenden Konkurrenz und im Onlinehandel zu finden: Seit Anfang der 2000er-Jahre haben Migros und Coop von den Discountern Aldi und Lidl Rivalität bekommen. So rangiert der Mutterkonzern von Lidl, die Schwarz Group, auf Platz 4 des internationalen Rankings, der Versandriese Amazon auf Platz 2.

Im diesjährigen Ranking der beliebtesten Unternehmen der Schweiz musste die Migros einen herben Reputationsverlust hinnehmen: Der sich als besonders volksnah gebende Detailhändler, der lange unangefochten als populärster Betrieb der Schweiz galt, verlor nach dem Stellenabbau und dem geplanten Verkauf eines Grossteils seiner Tochterunternehmen zwei Ranglistenplätze.

Das Ansehen eines Betriebes wird einerseits über seinen wirtschaftlichen Erfolg und die Qualität des Angebotes erhoben. In einem weiteren Schritt müssen die befragten Personen beurteilen, wie stark sie sich mit einer Firma identifizieren können und Nachhaltigkeitsstandards umgesetzt werden. Gemäss dem Marktforschungsinstitut GFK, welches die Befragung durchführte, verlor die Migros vor allem bei der Umweltbilanz an Glaubhaftigkeit. Dies, nachdem der neue Nachhaltigkeitschef Christopher Rohrer der Presse verkündet hatte, die Migros wolle nicht mehr zwingend die «nachhaltigste Detailhändlerin der Welt» sein, sondern ihren Fokus stärker auf günstige, aber qualitativ hochwertige Produkte legen.

Coop rangiert seit längerem im Mittelfeld der Top 10. Obwohl der zweite grosse Detailhändler der Schweiz seinen Ursprung in der Arbeiterbewegung hat und das frühe Filialnetz vor allem in Arbeitersiedlungen entstand, hat Coop heute das Image eines Detailhändlers für Besserverdienende, der auf Markenartikel setzt.

Auch hat es Coop nicht wie die Migros geschafft, gemeinnützige Zuwendungen zu einem Teil seiner Identität werden zu lassen, obwohl der Detailhändler wie die Migros ein Sponsoring von Kultur- und Sportveranstaltungen betreibt.

Neu auf Platz eins der beliebtesten Schweizer Unternehmen ist der Bezahldienst Twint, der dank des Erfolgszugs des bargeldlosen Zahlens im Alltag immer weniger wegzudenken ist.

Die leicht höheren Preise bei Coop mit seinem grossen Anteil an Markenprodukten und seinem umfangreichen Biosortiment schlagen sich auch bei den Löhnen nieder, die bei Coop im Durschschnitt leicht höher angesetzt sind als bei der Migros: So verdient eine Kassiererin bei Coop rund 53’300 Franken brutto pro Jahr, bei der Migros 50’000. Wegen der zehn Regionalgenossenschaften der Migros gibt es aber lokale Unterschiede, weshalb ein detaillierter Direktvergleich nicht möglich ist.

Der Mindestlohn ist dafür bei beiden gleich und liegt derzeit bei 4200 Franken. Sowohl Aldi als auch Lidl haben ihre Lohnuntergrenze höher angesetzt. Bei den Discountern müssen die Detailhandelsangestellten dafür grössere Ladenflächen pro Person bedienen, und sie verfügen nicht über dieselben Karrieremöglichkeiten wie bei den sehr divers aufgestellten Gruppen Migros und Coop.

Bei der Vergütung des Präsidenten der Generaldirektion kommen die beiden genossenschaftlich organisierten Unternehmen weit unter den Löhnen in der Privatwirtschaft zu stehen. Sie nähern sich mit einer Million im Fall von Coop aber denjenigen von Geschäftsführern von Versicherungen an.

Vergleicht man die Preise für Grundnahrungsmittel und Alltagsprodukte durch einen Warenkorbvergleich bei Coop, Migros, Denner, Aldi und Lidl, so kommt ein Einkauf bei Coop für das Portemonnaie am teuersten zu stehen: Der Detailhändler hat einen besonders hohen Anteil an Markenprodukten und das grösste Biosortiment im Schweizer Lebensmittelmarkt.

Aufschlussreich ist zudem die Entwicklung im Billigpreissortiment: Coop hat seine Billiglinie «Prix Garantie» erst 2005 lanciert. M-Budget hingegen gibt es bereits seit 1996. Die Migros wiederum nimmt ab den 2000er-Jahren immer mehr Markenprodukte mit höheren Preisen in sein Sortiment auf und führt 2005 das Edelsegment «Sélection» ein.

Coop konnte die Migros im Absatz von Bioprodukten in den vergangenen Jahren immer deutlich überflügeln: 2023 hatte Coop einen Marktanteil von 43 Prozent, die Migros einen von 33 Prozent. Der Vorsprung von rund 10 Prozent hat seit mehreren Jahren Bestand. Coop hat mit rund 9000 Bioprodukten das deutlich grössere Sortiment als die Migros. Bei dieser sind rund 5000 Bioprodukte verfügbar.

Bei den Kunden gefragt sind allerdings vor allem Biobrot, Eier, Früchte und Gemüse. Die Gründe für den konstanten Vorsprung von Coop ist in der Vergangenheit zu finden: Gemäss den Migros-Historikern sollen Kaderpersonen bereits in den 1980er-Jahren mit der Einführung von Bioprodukten geliebäugelt und entsprechende Abklärungen veranlasst haben. Die Idee wurde von der Geschäftsführung aber wieder abgewürgt. Stattdessen lanciert Coop dann 1993 mit Naturaplan die erste Bioproduktelinie eines Schweizer Detailhändlers und macht diese zugleich zu einem zentralen Teil seiner Identität. Die Migros zieht dann 1995 mit ihrer Eigenmarke «Migros Bio» nach.

Mit der Strategie zur Diversifizierung des Unternehmensportfolios ausserhalb des klassischen Detailhandels steigt in den 2000er- und 2010er-Jahren die Anzahl der Mitarbeitenden bei beiden Platzhirschen kontinuierlich an: 2007 kauft die Migros die Fitnessstudiokette Aktiv Fitness, 2010 folgt die Übernahme von Medbase, welches schweizweit Gesundheitszentren betreibt. 2012 erwirbt der Detailhändler 30 Prozent an Digitec Galaxus, 2015 erfolgt dann die Aufstockung auf 70 Prozent. Damit steigt die Anzahl der Mitarbeiter auf einen Schlag um 600 an.

Auch Coop geht auf grosse Einkaufstour: In den 2000er-Jahren schluckt der Detailhändler das Warenhaus EPA, dessen Filialen dann zu den heutigen Coop-Citys umgebaut werden. Es folgen der Schweizer Detailhändler Waro, die Märkte des französischen Lebensmittelhändlers Carrefour sowie die Elektronikläden von Fust und Interdiscount. 2011 folgt die Übernahme des europaweit operierenden Food-Grosshändlers Transgourmet. Dadurch kommt es zu einem sprunghaften Anstieg der Mitarbeiterzahl von etwas mehr als 50’000 auf über 70’000 Angestellte.

Mit dem Verkauf eines Grossteils ihrer Tochterunternehmen und dem Abbau von 1500 Vollzeitstellen bei der Migros wird Coop den lange unangefochtenen Branchenführer bei der Anzahl der Angestellten erstmals überholen. 6500 Mitarbeiterinnen bei Hotelplan, Mibelle, SportX und M-Electronics gehen durch die Restrukturierung verloren. Die 1500 gestrichenen Vollzeitstellen betreffen den Bereich Logistik und Informatik der verkauften Migros-Fachmärkte. Die Migros wird nach dem Umbau rund 91’000 Angestellte beschäftigen, Coop etwa 95’000.

Coop kann sich des dichtesten Filialnetzes der Schweiz rühmen. Besonders in ländlichen und kleineren Gemeinden ist der Detailhändler deutlich besser vertreten als die Migros, die vor allem in den Städten mit flächenmässig grossen Supermärkten punkten kann. Dieses Ungleichgewicht reicht zurück bis in die Anfangszeit der beiden Schweizer Platzhirsche: Die lokalen Konsumvereine, die Vorgänger der heutigen Coop-Filialen, entstehen als Reaktion auf die Industrialisierung und zu hohe Lebensmittelpreise, derentwegen sich die Arbeiterinnen und Arbeiter zu Kooperativen zusammenschliessen, um günstigere Lebensmittel anbieten zu können.

Die Migros operiert in ihrer Anfangszeit mit Verkaufswagen und eröffnet ihre Filialen erst, als Coop bereits ein recht grosses Netz an Läden aufgebaut hat. Die veränderten Kundenbedürfnisse kommen Coop zudem entgegen: Schweizerinnen und Schweizer wollen tendenziell weniger Zeit für Lebensmitteleinkäufe aufwenden und möglichst nahe der Wohnung einkaufen.

Anders sieht die Verteilung bei den Convenience Stores aus, die den Kundinnen auch in den Randzeiten und an Sonntagen schnelle Verpflegungsmöglichkeiten anbieten: Bei ihnen hat die Migros, sowohl was die Filialdichte als auch was den Umsatz anbelangt, die Nase vorn.

Während die Wachstumschancen im klassischen Detailhandel bescheiden sind, floriert das Geschäft mit den flächenmässig kleinen Mini-Supermärkten. Dies zeigt sich auch in der Entwicklung der Filialen: Die Marken Coop Pronto und Migrolino wurden beide erst in den 2000er-Jahren lanciert. Heute gibt es über 1800 Convenience Stores schweizweit, wenn man auch Konkurrenten wie Valora oder Aldi-Express berücksichtigt.

Bei den tiefsten Einkommen unter 3000 Franken sind die Discounter mit 41 Prozent Marktanteil klar am beliebtesten. Dann folgt aber bereits die Migros: 38 Prozent der befragten Kundinnen und Kunden im Tieflohnbereich bevorzugen beim Einkauf den Genossenschafts-Bund. Bei den mittleren Einkünften steigt der Anteil dann auf 40 Prozent und mehr an. Bei Coop verläuft die Tendenz in die andere Richtung: Bei den niedrigsten Löhnen ist Coop mit 21 Prozent am schlechtesten vertreten. Der Anteil der Kunden nimmt mit steigendem Einkommen dann jedoch laufend zu.

Diese Verteilung ergibt Sinn, wenn man die Preise und den Anteil Marken- und Bioprodukte berücksichtigt: Die Migros setzt seit ihren Anfängen auf günstige Eigenmarken und lancierte bereits Mitte der 1990er-Jahre die M-Budget-Linie. Coop hingegen schwört auf Markenprodukte und hat das deutlich grössere Biosortiment mit entsprechend höheren Preisen.

Die Frauenquote bei den Mitarbeitenden lag bei der Migros Anfang der 2010er-Jahre bei über 60 Prozent und damit deutlich über derjenigen der Coop-Gruppe von rund 55 Prozent. Bei beiden hat der Anteil bis Anfang der 2020er-Jahre leicht abgenommen. Die Migros-Medienstelle schreibt auf Anfrage, dass sich das Geschlechterverhältnis aufgrund der Neuausrichtung der Geschäftsbereiche verändert habe. Im Onlinehandel sind IT-Spezialisten von zentraler Bedeutung. Hier ist der Frauenanteil besonders tief. 2022 betrug er in der Schweiz nur 16 Prozent.

Bei Coop wiederum sind die Geschäftsbereiche Grosshandel und Produktion, die verglichen mit dem klassischen Detailhandel eine tiefere Frauenquote aufweisen, in den letzten Jahren deutlich stärker gewachsen als die anderen Unternehmenssegmente.

In Kaderpositionen sind Frauen bei beiden Detailhändler noch deutlich untervertreten: 2023 lag bei der Migros der Anteil von Frauen mit Kaderfunktion bei rund 33 Prozent, bei Coop 2022 bei 37,1 Prozent.

Historisch betrachtet hat sich die Migros die Anliegen der Frauen seit den Anfängen auf die unternehmenspolitische Fahne geschrieben: Bereits während der Gründungszeit inszenierte Gottlieb Duttweiler die Migros als Alternative von selbstständigen Hausfrauen in einem Geschlechterkampf mit den etablierten Lebensmittelläden. Im Abstimmungskampf um das schweizweite Frauenstimmrecht wird die Migros dann zu einem der wichtigsten Geldgeber und wirbt mit dem Slogan «Ein Ja für die Frau» auf den Migros-Papiersäcken.

Greenpeace hat im Juni die Klimaziele und die CO₂-Bilanz der beiden Grossverteiler kritisch unter die Lupe genommen. Das Fazit: Bei Coop sind tierische Produkte für 47 Prozent der Gesamtemissionen verantwortlich. Bei der Migros sind 31 bis 43 Prozent der Treibhausgasemissionen auf tierische Nahrungsmittel zurückzuführen. 46 Prozent ihres Fleisches verkaufen die Detailhändler gemäss Bundesamt für Landwirtschaft über Rabatte.

Gemäss der NGO lässt sich ein stark verringerter CO₂-Fussabdruck langfristig nur durch einen Wandel des Essverhaltens hin zu mehr pflanzlichen Produkten erreichen: Rund ein Viertel der Emissionen liessen sich einsparen, wenn die gesamte Gesellschaft massiv weniger Fleisch konsumieren würde.

Dennoch sind die Klimaziele der beiden Detailhändler ambitioniert: Bei den direkten Emissionen, was die eigenen Lastwagenflotten, Heizungen, Kältemittelverluste in den Filialen, aber auch Emissionen aus zugekaufter Energie umfasst, will die Migros bis 2030 ganze 70 Prozent der CO₂-Freisetzung reduzieren, Coop 42 Prozent. Beim indirekten CO₂-Ausstoss innerhalb der Wertschöpfungskette, der für über 90 Prozent der Klimaemissionen verantwortlich ist, will Coop bis 2050 das Ziel netto null erreichen. Die Migros hat die 10-Prozent-Marke im Visier. Die Emissionen innerhalb der Wertschöpfungskette bestehen aus dem CO₂-Abdruck von eingekauften Produkten und landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen. Bei den eingekauften Lebensmitteln ist die Produktion von Fleisch, Fisch und Eiern für rund 40 Prozent des CO₂-Ausstosses verantwortlich.

Weshalb die Emissionen bei der Coop-Gruppe trotz ähnlichen Gesamtumsätzen so viel höher sind, ist anhand der Klimaberichterstattung der beiden Detailhändler nicht klar ersichtlich: Coop weist aber einen klar höheren Umsatz im Mineralölgeschäft und im Gastrogrosshandel aus.

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