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Dreiklang mit leichten Dissonanzen

Dreiklang mit leichten Dissonanzen

DSAG Jahreskongress 2024
Dreiklang mit leichten Dissonanzen

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Die digitale Transformation ist nach wie vor die Herausforderung Nummer eins für Anwenderunternehmen, SAP und Partner. Entsprechend steht der Jahreskongress der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) in diesem Jahr unter dem Motto „Dreiklang der Zukunft: Anwender, SAP und Partner als Taktgeber der Transformation“.

Zum „Dreiklang der Zukunft“ lud die DSAG ihre Mitglieder zur Jahreskonferenz in die Bach-Stadt Leipzig und rund 5.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten der Einladung.(Bild:  DSAG e.V.)
Zum „Dreiklang der Zukunft“ lud die DSAG ihre Mitglieder zur Jahreskonferenz in die Bach-Stadt Leipzig und rund 5.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten der Einladung.

(Bild: DSAG e.V.)

Im Dreiklang der Zukunft seien sich SAP, Anwender und Partner einig, dass der „Wunderbare Wandel“, der beim letzten Jahreskongress im Mittelpunkt stand, nach wie vor nur gemeinsam erfolgreich gestaltet werden könne. Und eine harmonische Tonfolge tue noch immer Not, wie der Blick in den aktuellen DSAG-Investitionsreport für 2024 zeigt: Es hat sich kaum etwas verändert im Vergleich zum vergangenen Jahr. Nach wie vor gibt rund die Hälfte der Befragten an, noch nicht sehr weit bei ihrer digitalen Transformation zu sein. Und eine aktuelle Umfrage der DSAG und der amerikanischen SAP-Anwendergruppe Americas SAP Users‘ Group (ASUG) zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) bestätigt das Bild. Demnach können mit der Geschwindigkeit des Wandels auf technischer, gesellschaftlicher und/oder wirtschaftlicher Ebene nur 11 Prozent der Befragten problemlos mithalten, 59 Prozent einigermaßen und 24 Prozent können nicht mithalten.

SAP-Partner als Vermittler

DSAG-Vorstandsvorsitzender Jens Hungershausen betonte im Rahmen der DSAG Jahreskonferenz 2024 Mitte Oktober in Leipzig, dass die Leitplanken in die Zukunft erfolgreicher digitaler Transformation auch von der SAP mit ihrer Cloud-Strategie gut gestellt wären. Cloud-ERP als besondere Spielart sei für viele Unternehmen sicherlich auch die richtige Lösung. Aber On-Premises sei trotzdem – z. B. in Branchen mit hoher Prozesskomplexität, aufgrund rechtlicher bzw. datenschutzrechtlicher Rahmenbedingungen oder individueller Anforderungen – weiterhin wichtig. Und auch der Zeitfaktor spiele weiter eine große Rolle.

Jens Hungershausen, Vorstandsvorsitzender der DSAG.(Bild:  DSAG e.V.)
Jens Hungershausen, Vorstandsvorsitzender der DSAG.

(Bild: DSAG e.V.)

Jungershausen kann der SAP zwar attestieren, dass schon viele der DSAG-Forderungen ernstgenommen und in Unterstützungsprogramme sowie Fristverlängerungen eingeflossen seien. Dennoch müsse der Mehrwert der Cloud-Migration von Seiten der SAP besser kommuniziert werden. Und die Unternehmen benötigten auch immer noch Hilfe, um generell Know-how zur SAP-Cloud aufzubauen, bzw. als S/4HANA-Nutzende in die Cloud zu migrieren.

Bei den damit verbundenen Herausforderungen müssten die Unternehmen nach Kräften von der DSAG, den Anwenderunternehmen, von SAP und von den SAP-Partnern unterstützt werden. „Cloud-Lösungen werden in den kommenden Jahren verstärkt zum Einsatz kommen und fester Bestandteil der IT-Infrastruktur sein. Doch dabei braucht es passende Cloud-Lösungen. Die Zukunft wird also auch weiterhin hybrid sein“, ist Jens Hungershausen überzeugt.

Anwender und Cloud

Dementsprechend benötigten die Unternehmen klare Antworten auf Fragen, z. B. wie sie den Mehrwert der Cloud nutzen können und nach der Flexibilität des Betriebsmodells. Unter dem Stichwort Investitionsschutz müsse zudem klar ersichtlich sein, welche Kosten mit einer vermehrten Cloud-Nutzung einher gehen oder auch durch die Nutzung von nachgelagerten Services anfallen können.

Außerdem dürften Innovationen nicht nur in der Cloud zur Verfügung gestellt werden. „Es braucht von SAP klare Perspektiven auf der Basis einer durchdachten Strategie, vor allem für Produkte, die bis Ende 2027 auslaufen werden, vor allem SAP ERP Central Component (SAP ECC)”, so Jens Hungershausen.

Diskussionsbedarf bei On-Premises

Aktuell bietet SAP den Unternehmen Lösungen für die digitale Transformation an, welche die Migration der Anwenderunternehmen hin zum Cloud-ERP forcieren sollen. Mit dem Programm „Rise with SAP Migration and Modernization” reagierte SAP auf eine Forderung der DSAG, insbesondere On-Premises-Kunden, die der SAP-Strategie in Richtung S/4HANA bereits gefolgt sind, bei der Cloud-Migration entgegenzukommen.

Thomas Saueressig von SAP als Keynote-Sprecher in Leipzig.(Bild:  DSAG e.V.)
Thomas Saueressig von SAP als Keynote-Sprecher in Leipzig.

(Bild: DSAG e.V.)

Dennoch ist für knapp die Hälfte der für den DSAG-Investitionsreport 2024 befragten Mitgliedsunternehmen die S/4HANA-Cloud-Strategie von SAP für ihr Unternehmen noch nicht passend. Auch wenn man berücksichtigt, dass die Umfrage teilweise bereits vor dem Launch des SAP-Programms stattgefunden hat, bleibt der Diskussionsbedarf bestehen: „Die Benachteiligung von On-Premises-Kunden bei Innovationen, der wahrgenommene Druck bezüglich einer Umstellung auf die Cloud und die zunehmende Abhängigkeit von SAP seien exemplarisch genannt”, sagt Jens Hungershausen.

Die Cloud sei für SAP zentrales Thema, bestätigt Thomas Saueressig, Leiter des Bereichs Customer Services & Delivery und Mitglied im Vorstand der SAP SE. Das hätten auch viele der Anwenderunternehmen verstanden. Nicht umsonst verwendeten alle im DAX gelisteten Großunternehmen das Cloud-SAP. Dennoch, bekräftigt Saueressig, werde es keine Limitationen bei den Deployment-Modellen geben, aber reichlich Hilfestellungen für den Übergang in die Cloud.

KI – nur in Zusammenhang mit der Cloud

Ein weiteres Thema, das immer stärker in den Fokus der Unternehmen rückt, ist die künstliche Intelligenz (KI). Laut der aktuellen DSAG-ASUG-Umfrage sehen sich lediglich 7 Prozent bei KI und 8 Prozent bei Generativer KI als Experten. Zudem lernen 54 Prozent der Befragten im Moment viel über KI und 48 Prozent über Generative KI. Das Ergebnis zeigt, der Aufbau von Know-how ist in vollem Gange, das Informationsbedürfnis aber weiter groß. Die DSAG werde die Mitglieder daher über die entsprechenden Gremien mit den relevanten Informationen versorgen, verspricht Hungershausen.

Eher negativ als positiv bewerten für den Investitionsreport 2024 befragte DSAG-Mitglieder die S/4HANA-Cloud-Strategie von SAP.(Bild:  DSAG e.V.)
Eher negativ als positiv bewerten für den Investitionsreport 2024 befragte DSAG-Mitglieder die S/4HANA-Cloud-Strategie von SAP.

(Bild: DSAG e.V.)

Dass viele Unternehmen sich mit künstlicher Intelligenz beschäftigen, sei positiv – dennoch blickten die meisten doch eher „von den Rängen auf das Spielfeld“. Sie seien noch nicht so richtig „all in“ und investierten eher verhalten. Beim Blick auf SAP ließe sich erkennen, dass sie aktiv daran arbeiten, das KI-Lösungs-Portfolio an die tiefgreifenden Veränderungen in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft anzupassen. Die Roadmap beinhaltet bereits die schrittweise Integration von KI-Funktionen in Geschäftsprozesse unter der Bezeichnung SAP Business AI.

Die Konzentration liegt dabei primär auf der Cloud, bestätigt Saueressig, was allerdings Stoff für neue angeregte Diskussionen zwischen DSAG und SAP über die Anbindung bzw. Nutzung der entsprechenden Ergebnisse auch in den On-Premises-Systemen bietet. SAP dürfe andere Nutzer nicht von Innovationen ausschließen“, fordert Hungershausen. Die DSAG sei nicht per se gegen die Cloud, aber KI-Modelle und deren Ergebnisse sollten auch on-prem genutzt werden können.

Relevante Faktoren für KI-Einsatz

Für Unternehmen und Organisationen, die über ein KI-Projekt nachdenken, gibt es laut ASUG-DSAG-Studie einige relevante Faktoren:

• Transparenz und Klarheit darüber, wo KI eingesetzt wird und auf welchen Daten sie basiert, ist für 92 Prozent der Befragten sehr wichtig und wichtig.
• Für 86 Prozent der Befragten sind angemessene Preismodelle sehr wichtig und wichtig.
• Dass KI-Lösungen sich in bestehende Systeme einbetten lassen, ist für 85 Prozent sehr wichtig und wichtig.
• Die Möglichkeit, KI unabhängig vom SAP-Betriebsmodell vor Ort einsetzen zu können, halten 65 Prozent für sehr wichtig und wichtig.

Der Generative AI Hub in der SAP Business Technology Platform (BTP) ermöglicht den Zugriff auf große Sprachmodelle wie z.B. von Amazon Webservices (AWS), Google oder Microsoft. Die Algorithmen und KI-Modelle können von den Partnern kommen, während SAP weiterhin die unternehmensspezifischen Geschäftsdaten beisteuert. Bis zu einhundert Use-Cases für KI hat SAP bis Ende 2024 angekündigt.

Allerdings, betont Hungershausen, sei es vor dem Hintergrund, dass SAP mit der Wartungsverlängerung bis 2040 zugesichert hatte, Innovationen für S/4HANA konsequent und langfristig bereitzustellen, essenziell für Unternehmen, unabhängig vom SAP-Betriebsmodell agieren zu können. Und was für die S/4HANA Private Cloud gilt, müsse auch für S/4HANA On-Premises mit identischem Leistungsumfang verfügbar sein.

Was die DSAG von SAP fordert

1. Die Unternehmen benötigen eindeutige Antworten, z. B. wie sie den Mehrwert von Cloud-Lösungen nutzen können und zur Flexibilität des Betriebsmodells.
2. Es braucht klare Perspektiven, vor allem für Produkte, die bis 2027 auslaufen. Neue Lösungen, auf die dann gegebenenfalls migriert werden soll, müssen dann entsprechend ausgereift sein.
3. Was für die S/4HANA Private Cloud gilt, muss auch für S/4HANA On-Premises mit identischem Leistungsumfang verfügbar sein. On-Premises-Kunden dürfen durch Innovationen exklusiv für die Cloud-Produkte nicht benachteiligt werden.
4. Bereits vorhandene als auch geplante Möglichkeiten, KI zu nutzen, müssen noch transparenter vermittelt werden.
5. Angemessene und transparente Preismodelle, die sich am Reifegrad und Umfang einer KI-Funktionalität orientieren, sind ebenso notwendig, wie die Bereitstellung von KI-Innovationen für alle S/4HANA-Kunden, unabhängig vom Betriebsmodell.
6. Referenzarchitekturen, Best-Practices-Guides und Standards für Integrationsszenarien und -technologien, inklusive einheitlicher Regelungen zur Integration von KI-Modellen in SAP-Applikationen und der Datennutzung müssen entwickelt und verfügbar gemacht werden.

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