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Was Österreichs Legionäre 2024/25 erwartet

Was Österreichs Legionäre 2024/25 erwartet

Am Dienstag startet die Schweizer National League in die neue Saison.

Auch heuer überträgt LAOLA1 ein Spiel pro Runde im linearen TV und im kostenlosen LIVE-Stream. Den Auftakt macht das Duell zwischen dem EHC Biel-Bienne und Meister ZSC Lions (19:45 Uhr im LIVE-Stream >>>).

Der Fokus wird dabei auf Österreichs Eishockey-Legionäre liegen, sechs rot-weiß-rote Cracks laufen heuer in einer der besten Ligen Europas auf. Benjamin Baumgartner, Fabio Hofer, Michael Raffl, Vinzenz Rohrer, Bernd Wolf und Dominic Zwerger bilden das heimische Sextett.

LAOLA1 beleuchtet ihre jeweiligen Ausgangslagen und hat zahlreiche Schweizer Journalisten um ihre Einschätzung gebeten.

Benjamin Baumgartner

Foto: © Tom Hiller/SC Bern

Verein: SC Bern

Spiele 2023/24 (inkl. Playoff): 57

Punkte 2023/24 (inkl. Playoff): 32 (12 Tore, 20 Assists)

Vertrag bis: 2026

Der Salzburger geht mit seinem besten Karriere-Jahr im Rücken in die neue Spielzeit. Erstmals hat Baumgartner die Marke von 30 Torbeteiligungen geknackt und war drittbester Scorer des SC Bern.

Im Vorjahr bildete der 24-Jährige eine Offensiv-Reihe mit Tristan Scherwey und Marco Lehmann, kam sowohl in Über- (1:06 Minuten/Spiel) als auch Unterzahl (1:48 Minuten/Spiel) zu Einsatzzeit und konnte Head Coach Jussi Tapola rasch überzeugen. Diesen Trend will der Center fortsetzen, allzu viel dürfte sich für ihn auch nicht ändern.

Die “Mutzen” hatten ihre Kaderplanung früh abgeschlossen, acht Abgängen stehen fünf Neue gegenüber. Darunter fallen mit Victor Ejdsell (SWE), Yanick Sablatanig (SUI), Waltteri Merelä (FIN) und Austin Czarnik (USA) vier Forwards. Sie sollen Colton Sceviour, Corban Knight (beide CAN) und Joona Luoto (FIN) ersetzen.

Aufgrund der Teilnahme am Olympia-Qualifikationsturnier, bei dem Baumgartner seinen Stempel nicht aufdrücken konnte, verpasste der Angreifer einen Teil der Berner Vorbereitung. Ein Nachteil sollte dies jedoch nicht sein, die gewonnene Spielpraxis auf internationalem Niveau könnte ihm sogar einen Start-Vorteil geben.

Angelo Rocchinotti (Berner Zeitung):

“Benjamin Baumgartner hat in der vergangenen Saison enorme Fortschritte erzielt und sich auf der Centerposition zu einem unverzichtbaren Leistungsträger entwickelt. Trainer Jussi Tapola schätzt ihn. Aufgrund der Pre-Season erwarte ich, dass Baumgartner nun noch mehr Verantwortung erhalten wird. Ich bin überzeugt, dass er fähig ist, den nächsten Schritt zu gehen und eine noch bedeutendere Rolle einnehmen wird. Dass er in Besitz einer Schweizer Lizenz ist und somit das Ausländerkontingent nicht belastet, macht ihn für den SCB umso wertvoller. Seine Teamkollegen loben ihn für seine selbstbewusste Ausstrahlung. Zudem ist er ein sympathischer, cooler und bodenständiger Typ.”



Fabio Hofer

Foto: © EHC Biel

Verein: EHC Biel-Bienne

Spiele 2023/24 (inkl. Playoff): 37

Punkte 2023/24 (inkl. Playoff): 18 (10 Tore, 8 Assists)

Vertrag bis: 2028

Der Vorarlberger besitzt den längsten Vertrag aller ÖEHV-Spieler in der Schweiz. Im Oktober 2023 hat der 33-Jährige vorzeitig für vier weitere Jahre verlängert, sollte nichts schieflaufen, wird der Angreifer seine Karriere wohl in Biel beenden.

Seit 2020 läuft der Rechtsschütze für den EHC auf und zählt zu den absoluten Leistungsträgern. Die letzte Saison verlief mit einem Innenbandriss im Knie, der ihn knapp drei Monate außer Gefecht setzte, sowie dem Viertelfinal-Aus durchwachsen, wobei Hofer in der Postseason mit vier Torbeteiligung teamintern der beste Scorer war.

Während der Kader trotz der mäßigen Saison beinahe unberührt blieb – drei Zugänge, zwei Abgänge – sitzt mit dem Schweden Martin Filander (kommt aus Oskarshamn) ein neuer Head Coach am Ruder, der jedoch wie seine Vorgänger auf den Lustenauer setzen wird.

Im Vorjahr stand Hofer durchschnittlich 17:24 Minuten pro Spiel am Eis, der vierthöchste Wert aller Forwards. Hinzu kommt Eiszeit im Powerplay (2:10 Min./Spiel) und Penalty Killing (1:09/Spiel).

In der Preseason präsentierte sich der ehemalige Linz- und Salzburg-Crack bereits in guter Form, schrieb in sechs Spielen je zwei Tore und Assists an. Zu Saisonbeginn dürfte er eine Linie mit den beiden Finnen Jere Sallinen (33) und Aleksi Heponiemi (25, 2017 von den Florida Panthers gedraftet) bilden.

Bernhard Rentsch (Bieler Tagblatt):

“Fabio Hofer gilt in Biel als quirliger Kreativstürmer. Das Team baut – auch unter dem neuen schwedischen Coach Martin Filander – auf Spielfreude und eine gewisse Unberechenbarkeit. Hofer – mit dem Vorteil, dank einer Schweizer Lizenz das Ausländerkontingent nicht belasten – wird in verschiedenen Sturmformationen eingesetzt und trägt regelmäßig mit seiner Schlitzohrigkeit und Abschlussstärke zum Erfolg bei. Nachdem er zu Beginn der letzten Saison wegen einer Verletzung lange ausfiel und dann bis und mit dem Out im Playoff-Viertelfinale nie so richtig in Schwung kam, wird von ihm in dieser Saison erneut ein offensives “Feuerwerk” erwartet.”


Michael Raffl

Foto: © Logan Romaens

Verein: Lausanne HC

Spiele 2023/24 (inkl. Playoff): 33

Punkte 2023/24 (inkl. Playoff): 22 (12 Tore, 10 Assists)

Vertrag bis: 2025

Den Kärntner erwartet in Lausanne gewissermaßen ein Jahr der Wahrheit. Der Vorjahres-Finalist hat den Vertrag des 35-Jährigen nochmal um eine Saison verlängert und hofft, dass der Forward endlich eine verletzungsfreie Spielzeit erlebt.

Seit seiner Europa-Rückkehr vor zwei Jahren musste Raffl immer wieder aussetzen, noch vor Beginn der Saison 2023/24 verletzte sich der Villacher am Knie und konnte erst Mitte Jänner sein Comeback geben. Danach bewies der Ex-NHL-Crack jedoch seine Klasse und schloss das Jahr mit 22 Torbeteiligungen aus 33 Partien ab.

Sein Wert geht über das Eis hinaus, in der Kabine geht er mit Taten statt Worten voraus und ist ein Mentor für die jungen Spieler. Nicht ohne Grund hat Head Coach Geoff Ward den Österreicher im letzten Jahr zum Co-Captain erkoren, die Schleife trägt der 629-fache NHL-Spieler auch heuer.

Die Aufgabe des ÖEHV-Cracks wird es auch sein, die vielen neuen Spieler im Locker Room zu integrieren. Zwölf neue Spieler wurden vorgestellt, elf Akteure, darunter Tormann Connor Hughes, der in Montreal einen NHL-Vertrag erhielt, haben den Klub verlassen.

Mit Lausanne ist Raffl bereits in die Pflichtspiel-Saison gestartet, in der Champions Hockey League gab es am Auftaktwochenende gegen Tschechiens Serienmeister HC Ocelari Trinec (1:2 n.OT) und die Fischtown Pinguins (2:1) solide Auftakt-Ergebnisse. Es folgten Siege gegen Ilves Tampere (7:2, Tor und zwei Assists für Raffl) und ICE-Klub Fehervar AV19 (3:1, Assist).

Stephan Roth (Blick):

“In den Playoffs war Michael Raffl mit seiner Wucht, Härte und Willenskraft ein wichtiger Faktor für die Westschweizer. Aufgrund seiner Führungsqualitäten und starken Leistungen wurde sein Vertrag um ein Jahr verlängert. Es ist allerdings gut möglich, dass der ehemalige NHL-Stürmer nicht immer zum Einsatz kommen wird, da Lausanne drei neue finnische Stürmer (Kuokkanen, Pajuniemi und Oksanen) verpflichtet und sieben gesunde Legionäre unter Vertrag hat, wobei nur sechs pro Spiel eingesetzt werden können. So dürfte der 35-Jährige und sein geschundener Körper ab und zu eine Pause bekommen. Wichtig fürs Team wird er aber bleiben, nicht zuletzt in der Kabine.”


Vinzenz Rohrer:

Foto: © ZSC Lions

Verein: ZSC Lions

Spiele 2023/24 (inkl. Playoff): 64

Punkte 2023/24 (inkl. Playoff): 23 (9 Tore, 14 Assists)

Vertrag bis: 2025

Nach dem ersten Profi-Jahr die Meistertrophäe stemmen zu dürfen, können nicht viele Sportler von sich behaupten – Vinzenz Rohrer schon.

Für den Vorarlberger wird es heuer darum gehen, die starke Vorsaison zu bestätigen und sich weiter ins Visier der Montreal Canadiens zu spielen, die bis 2026 Zeit haben, ihm einen Entry-Level-Vertrag vorzulegen.

Der talentierte ÖEHV-Crack hat bei Head Coach Marc Crawford ein Stein im Brett, der ehemalige NHL-Coach gibt dem 20-Jährigen viel Eiszeit und gewährt ihm, Fehler zu machen. Rohrer zahlt das Vertrauen bisher vollends zurück, entwickelte sich vor allem physisch weiter und kann seine offensiven Qualitäten immer besser zur Geltung bringen. Am Weg zum Meistertitel war der Rankweiler ein fixer Bestandteil der Unterzahl-Formationen, durfte hier und da Luft im Powerplay schnuppern.

Seine unbekümmerte Art machte ihn in Windeseile zum Liebling der Züricher Fans, von der Liga wurde er zum Youngster des Jahres gewählt. Da der Kader der Lions nahezu unverändert blieb (ein Neuzugang, zwei Abgänge) gibt es an Rohrers Platz nichts zu rütteln, viel mehr wird er von Crawford weiter gefördert.

Der Start ins neue Jahr ist bereits gelungen, in der Champions Hockey League wurden die Storhamar Dragons und Ilves Tampere jeweils 4:1 bezwungen, Rohrer konnte gegen das finnische Spitzenteam mit je einem Tor und Assist aufzeigen. Gegen die Straubing Tigers (3:2) legte der Vorarlberger ein weiteres Tor nach, die erste Niederlage setzte es just gegen ICE-Champion Red Bull Salzburg (2:4).

Adrian Hunziker (20 Minuten):

“Vinzenz Rohrer hat in der vergangenen Saison bei den ZSC Lions gezeigt, welch Potenzial in ihm steckt. Der Österreicher hat die Messlatte hoch angesetzt, in dieser Saison wird noch mehr von ihm erwartet. Und ich bin überzeugt, dass Rohrer imstande ist, die Erwartungen zu erfüllen. Wenn er sich nicht verletzt und weiterhin eine so überragende Arbeitsmoral an den Tag legt, wird Crawford nicht darum herumkommen, ihn auch in der neuen Saison in den wichtigen Szenen auf dem Eis haben zu wollen. Wenn der Vorarlberger an seine starken Leistungen anknüpft oder die sogar noch übertrumpft, wird er ab 2025 ziemlich sicher seine Chance bei den Montreal Canadiens in der NHL bekommen – und sie meiner Meinung nach auch zu nutzen wissen.”



Bernd Wolf:

Foto: © EHC Kloten

Verein: EHC Kloten

Spiele 2023/24 (inkl. Playoff): 55

Punkte 2023/24 (inkl. Playoff): 14 (6 Tore, 8 Assists)

Vertrag bis: 2027

Der 27-Jährige hat im Sommer eine Luftveränderung vollzogen. Nach vier Jahren im Dress des HC Lugano stand bereits im Dezember fest, dass der Wiener nach Kloten wechseln wird. Bei den im Vorjahr arg strauchelnden Flyers hat der ÖEHV-Defender seine Unterschrift unter einen Dreijahresvertrag gesetzt.

Er würde nicht des Geldes wegen, sondern aufgrund der Entwicklungsmöglichkeiten zum Nachzügler gehen, sagte Wolf im Februar im LAOLA1-Interview.

In der Nähe von Zürich ist für den Verteidiger eine Top-4-Rolle angedacht, damit dürfte er unter Neo-Coach Lauri Marjamäki deutlich mehr Eiszeit als noch in Lugano (rund 15 Minuten/Spiel) bekommen. Dabei war die Saison 2023/24 die an Punkten gemessen beste Saison des Österreichers mit Schweizer Lizenz.

In der Preseason bildete Wolf mit Thomas Gregoire, dem Bruder von Capitals-Angreifer Jeremy Gregoire, ein Defender-Pärchen und konnte mit zwei Toren, darunter dem Siegtreffer in Overtime gegen die Schwenninger Wild Wings, und einem Assist eine Duftmarke setzen.

Inwieweit den Flyers ein Sprung nach oben gelingt, wird ein Stück weit auch am Wiener liegen. Die Voraussetzungen sind jedoch gut, dass er seine eigene Entwicklung weiter vorantreibt, was natürlich dem ÖEHV-Team zugutekommen würde.

Angelo Rocchinotti (Tages-Anzeiger):

“Wolf hat in einer deutlich stärker besetzten Mannschaft wie dem HC Lugano eine hervorragende letzte Saison gespielt. Entsprechend hoch sind die Erwartungen. Gute Spieler von einem Wechsel zu überzeugen, ist in Kloten nicht leicht: Erstens ist der Club finanziell eingeschränkt, und zweitens sind die sportlichen Bedingungen schwierig. Im letzten Jahr war der EHC stark abstiegsgefährdet und konnte froh sein, dass kein Abstiegsplayoff ausgetragen wurde. Kloten möchte ein schnelles Spiel praktizieren, und da passt Wolf mit seinen läuferischen und kämpferischen Fähigkeiten perfekt in die Mannschaft. Er wurde als Leistungsträger verpflichtet und sogleich ins Captain-Team aufgenommen.”


Dominic Zwerger

Verein: HC Ambri-Piotta

Spiele 2023/24 (inkl. Playoff): 39

Punkte 2023/24 (inkl. Playoff): 22 (4 Tore, 18 Assists)

Vertrag bis: 2026

Der Dornbirner geht in sein achtes Jahr im Tessin und ist damit der dienstälteste Österreicher in der National League.

In Ambri ist Zwerger längst eine Ikone, die Fans lieben und schätzen den Forward, bei dem es wieder bergauf geht. Der ÖEHV-Crack hat seine beiden im Jahr 2022 erlittenen Gehirnerschütterungen hinter sich gelassen, psychische wie physische Probleme erfolgreich bekämpft.

Im vergangenen Jahr ließ der 28-Jährige wieder jene spielerische Klasse aufblitzen, die ihn in seinen Anfangszeiten in Blau-Weiß ausgezeichnet haben. Die ersten zwei Spielzeiten schloss Zwerger mit knapp 50 Punkten (49 bzw. 47) ab, an diese Werte kam der Spielmacher mit dem Hang zu Geniestreichen nie mehr heran.

Die Vorzeichen stehen jedoch gut, dass es heuer wieder in diese Gefilde gehen könnte. Bei der Weltmeisterschaft in Prag und der Olympia-Qualifikation in Bratislava war Zwerger jeweils Österreichs Topscorer, dazu hat es mit Dominik Kubalik einen ehemaligen Teamkollegen nach fünf Jahren in der NHL wieder nach Ambri gespült.

Zwerger und Kubalik bildeten zwischen 2017 und 2019 ein kongeniales Duo, das auch zu Saisonbeginn wieder Seite an Seite spielen dürfte. Darüber hinaus könnte den Vorarlberger das “A” auf der Brust noch mehr Motivation verleihen, wieder zu einem der Top-Stürmer in der NL aufzusteigen.

Fabiano Wey (Gazzetta dell’ Ambri):

“Die letzte Saison war für Zwerger eine weitere schwierige Spielzeit. Richtig gut getan hat ihm dann die Weltmeisterschaft in Tschechien. Wie er in Interviews mit uns sagte, konnte er endlich wieder zeigen, dass er es immer noch kann. Diese Leistungen will er nun auch in der beginnenden Saison zeigen. Kubaliks Rückkehr könnte Zwerger sehr guttun. Er geht in seine achte Saison bei Ambri und ist damit so lange wie nur ein anderer Spieler beim Klub. Durch die Treue zum Verein ist Zwerger bei den Fans hoch angesehen und in der Garderobe ein wichtiger Faktor für die jungen Spieler. Auf dem Feld erwartet man von ihm nicht, dass er die Gegner überläuft. Vielmehr erhofft man von ihm viele öffnende Pässe und eine gute Übersicht. Für eine gute Saison spricht zudem, dass er nicht in einem Vertragsjahr ist und sicher noch zwei Jahre in Ambri spielt.”