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VW-Krise im Ticker: Institut alarmiert: „Stimmung in Autoindustrie im Sturzflug“

VW-Krise im Ticker: Institut alarmiert: „Stimmung in Autoindustrie im Sturzflug“

  • Im Video: Schließt VW ein Werk in Deutschland, sind diese drei besonders gefährdet

Experte zu VW: „Wenn der Riese wankt – dann wackelt alles“

05. September, 06.25 Uhr: „Wenn der Riese wankt – dann wackelt alles.“ So kommentierte der Chef-Volkswirt der ING-Bank, Carsten Brzeski, gegenüber „Bild“ die Probleme bei VW. Denn: „Die Autoindustrie ist nach vor die wichtigste Branche in Deutschland. Und in dieser Branche ist VW der Platzhirsch.“

Mit einem Vergleich macht Brzeski die Bedeutung VWs deutlich: „Die Zahlen zeigen: Für die deutsche Wirtschaft ist Volkswagen wichtiger als der gesamte Außenhandel mit Griechenland.“ Für ihn zeigt die derzeitige Schwäche VWs auch, wie es um den Wirtschaftsstandort Deutschland steht. „Schon seit Jahren ist es so, dass die großen Dax-Konzerne ihre Gewinne vor allem im Ausland machen. Aber das reicht nicht mehr, um die Verluste in Deutschland auszugleichen. Deshalb muss jetzt hierzulande gespart werden – auch durch die Schließung von Produktionsstandorten“, sagt Brzeski gegenüber der „Bild“.

Pressestatement von VW-Betriebsratschefin Cavallo im Tickerprotokoll

15.34 Uhr: Gröger betont noch einmal, dass man an den Tarifforderungen festhalten werde. „Wir halten Entgeltsteigerung für wichtig“, betont er. Damit endet das Pressestatement von VW-Betriebsratschefin Cavallo und IG-Metall-Chef Gröger.

15.30 Uhr: „Das Signal der Beschäftigten stärkt uns den Rücken“, sagt IG-Metall-Chef Gröger.

15.28 Uhr: „Wir stellen nicht in Abrede, dass die Situation ernst ist“, stellt Cavallo noch einmal klar. „Wir sind der Auffassung, dass es andere Wege gibt, die Situation zu lösen.“

15.25 Uhr: Cavallo fordert vom Unternehmen, dass der Fokus auf die Elektromobilität bleiben muss. „Es gab Strategiefehler im Unternehmen“, stellt sie noch einmal klar.

15.22 Uhr: Betreibsratschefin Cavallo betont noch einmal: „Mit uns wird es keine Standortschließungen geben.“ Auch sie kündigt einen „erbitterten Widerstand“ an und spricht von einem „Tabubruch“ des Unternehmens. In den kommenden Tagen soll es auch an anderen Standorten Betriebsrats-Versammlungen geben.

Gröger: „Das ist ein Angriff auf die Beschäftigten insgesamt“

15.20 Uhr: „Die Form der Auseinandersetzung wird sich deutlich zuspitzen“, so Gröger weiter. Er schließt auf Nachfrage keine Streiks aus.

15.19 Uhr: Besser sei vom Unternehmen, auf den Pfad der Vernunft zurückzukommen, betont Gröger. „Jetzt die totale Konfrontation zu suchen und mehrere Tarifverträge zu kündigen, ist nicht der richtige Weg.“

15.17 Uhr: „Wir erleben insgesamt in Deutschland eine Deindustralisierung. Wir brauchen die Politik, um dafür zu sorgen, dass die Industrie auch in Zukunft noch da ist“, sagt Betriebsratschefin Cavallo und schickt damit eine klare Botschaft in Richtung Ampel-Regierung.

15.15 Uhr: „Was wir dringend brauchen ist ein Konjunkturpaket in der Autoindustrie. Insbesondere in der Elektromobilität“, fordert IG Metall Chef Gröger.

15.14 Uhr: Den sinkenden Auto-Absatz bestreitet die Betriebsratschefin nicht. Doch es gebe nach ihrer Ansicht andere Wege, als Schließungen von Werken oder Entlassungen.

15.12 Uhr: Laut Cavallo habe der Vorstand nicht darüber gesprochen, welche Standorte eventuell in Gefahr seien. „Das ist ein Angriff auf die Beschäftigten insgesamt“, sagt IG-Metall-Chef Gröger.

15.11 Uhr: „Wir reden nicht über Standortschließungen“, stellt die Betriebsratschefin klar. „Mit uns ist das nicht zu machen. Wir erwarten vom Vorstand, dass wir Lösungen finden.“

Cavallo: “Die Vorstände hatten Mühe zu Wort zu kommen“

15.09 Uhr: Nun folgen Fragen. Cavallo betont, dass der Betriebsrat für Gespräche offen sei. „Es geht um die Existenzen von Menschen“, stellt sie noch einmal klar.

15.07 Uhr: „Das wird die IG Metall nicht akzeptieren“, betont Gröger abschließend.

15.05 Uhr: „Die Belegschaft stehen eng zusammen. Das Unternehmen, sollte es den eingeschlagenen Weg weiter verfolgen, wird den erbitterten Widerstand zu spüren gekommen“, sagt Thorsten Gröger, IG-Metall-Chef von Niedersachen. Zudem sei deutlich geworden, dass der Vorstand Werke schließen und die Beschäftigungssicherung kündigen werde.

15.03 Uhr: Es gebe große Ängste und Enttäuschungen betont Cavallo. „Die Vorstände hatten Mühe zu Wort zu kommen“, blickt sie zurück. „Der Vorstand habe von einer Volkswagen-Familie. Das haben die Beschäftigten nicht gut aufgenommen.“ Damit beendete Cavallo ihr kurzes Statement.

15.01 Uhr: „Wir hatten einen großen Andrang und die Halle musste nach kurzer Zeit gesperrt werden“, sagt Cavallo. Insgesamt seine in der Halle und außen rund 25.000 Beschäftigte gewesen.

15.00 Uhr: Nun gibt VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo Nach der Betriebsversammlung eine Pressestatement ab.

Kanzler Scholz führt Gespräche mit VW

14.21 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich in die Krise bei Volkswagen eingeschaltet. Ein Regierungssprecher sagte am Mittwoch in Berlin, Scholz habe sowohl mit dem Management als auch mit der Konzernbetriebsratsvorsitzenden sowie Aufsichtsrats-Mitgliedern gesprochen. Dem Kanzler sei die Bedeutung von VW als eines der größten Unternehmen der Autoindustrie klar. Er sei sich bewusst über die Herausforderung der Transformation, vor der die gesamte Branche stehe. Scholz werde die Entwicklung ganz genau verfolgen. Es sei Sache des Unternehmens, die Probleme zu lösen, da mische sich die Bundesregierung nicht ein.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagte in Berlin, es müsse gelingen, mit allen Beteiligten dafür zu sorgen, dass alle Standorte gesichert und betriebsbedingte Kündigungen bei VW vermieden werden. Deshalb sei jetzt die Stunde der Betriebs- und Sozialpartnerschaft. „Es muss Verantwortung übernommen werden, auch vom Konzern. Wir werden das politisch nicht nur beurteilen oder begleiten, sondern wir werden, wo nötig, auch unterstützen.“ Heil nannte erneut die Bereiche Forschung und Entwicklung sowie arbeitsmarktpolitische Maßnahmen. Er verwies zudem auf im Kabinett auf den Weg gebrachten steuerlichen Anreize für E-Autos als Dienstwagen, um die Nachfrage anzukurbeln. 

Experte: VW kommt um Werksschließung in Deutschland nicht herum

13.26 Uhr: Der Volkswagen-Konzern wird nach Einschätzung des Auto-Experten Ferdinand Dudenhöffer nicht um eine Werksschließung in Deutschland herumkommen. „Das wird aber nicht in Niedersachsen geschehen“, sagt der Direktor des privaten Center Automotive Research (CAR) in Bochum. „Die mit 20 Prozent beteiligte Landesregierung und die IG Metall werden dafür sorgen, dass sich rund um Wolfsburg nichts Wesentliches ändert.“ Im Umkehrschluss seien Werke außerhalb des VW-Kernlandes wie Kassel oder Zwickau besonders gefährdet.

Die negativen Absatzerwartungen von VW in Europa seien zum Teil auch hausgemacht, weil die Modellpalette überaltert sei und Softwareprobleme nach wie vor ungelöst erscheinen, meinte Dudenhöffer. Der Markt entwickele sich nicht so schwach, wie vom VW-Management erwartet. Die übrigen deutschen Hersteller seien zudem weit besser aufgestellt.

Ohnehin sei die Kernmarke schon seit vielen Jahren kaum profitabel, erläutert Dudenhöffer. Das Geld des Konzerns sei von Skoda, Porsche und Audi verdient worden, die VW mit durchgefüttert hätten. Auch eine andere Geldquelle versiege: „Im bislang starken China-Geschäft gibt es deutlichen Gegenwind. Von dort kommen keine dicken Schecks mehr.“

„Das größte Problem ist das Klumpenrisiko rund um Wolfsburg“, sagt der Experte. Viele andere Konzernteile könnten zu günstigeren Bedingungen wirtschaften. Es sei leider zu erwarten, dass der Konzern daran nichts ändern werde. 

VW verschärft Sparkurs weiter, Hauptmarkenchef kündigt zwei weitere Schritte an

11.50 Uhr: Volkswagen verschärft abermals die Maßnahmen zur dringend notwendigen Stärkung seiner Wettbewerbsfähigkeit. Wie Business Insider exklusiv aus dem Unternehmen erfuhr, kündigte Hauptmarkenchef Thomas Schäfer auf der heutigen Betriebsversammlung im Stammwerk Wolfsburg die nächsten beiden Schritte zur Restrukturierung des Unternehmens an.

Demnach sieht sich Volkswagen jetzt gezwungen, die Tarifverträge zum sogenannten Tarif Plus, der die höchsten Entgeltstufen bei Volkswagen regelt, zu kündigen. Zudem soll auch jener Tarifvertrag gekündigt werden, der die Anzahl von Auszubildenden fixiert. Aktuell ist in diesem Vertrag festgeschrieben, dass VW jährlich 1400 Auszubildende einstellt. Zukünftig hingegen sollen Auszubildende nur noch strikt nach tatsächlichem Bedarf bei VW unterkommen.

VW-Betriebsratschefin feuert gegen Bosse: „Eine Bankrotterklärung“

11.47 Uhr: Der VW-Betriebsrat erhöht den Widerstand gegen den jüngst verschärften Sparkurs des Konzerns. Schuld an der Krise bei Volkswagen seien nicht die Mitarbeiter, sondern die Konzernführung, sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo laut Redemanuskript bei der Betriebsversammlung vor mehr als 10.000 Beschäftigten im VW-Werk. Mit Blick auf das von VW jüngst verschärfte Sparprogramm nannte sie klare rote Linien: Werkschließungen dürfe es nicht geben, die Job-Garantie dürfe nicht angetastet und müsse verlängert werden. Auch Einschnitte bei den Tariflöhnen lehnte sie ab

 „Volkswagen krankt daran, dass der Vorstand seinen Job nicht macht“, sagte Cavallo. Dafür dürfe man nun nicht die Belegschaft zur Verantwortung ziehen. Europas größter Autobauer hatte angekündigt, angesichts der sich zuspitzenden Lage den eingeschlagenen Sparkurs bei der Kernmarke VW noch einmal zu verschärfen. Auch eine Werkschließung in Deutschland und betriebsbedingte Kündigungen werden nicht länger ausgeschlossen.

„Das ist Ihre Antwort auf die Krise? Ist das alles, was Ihnen einfällt?“, fragte Cavallo die mit auf dem Podium sitzenden Vorstände. „Das ist nicht nur ein Armutszeugnis. Das ist eine Bankrotterklärung.“

Minister Lies über VW: Weg in E-Mobilität ist richtig

11.41 Uhr: Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies hält den Fokus von Volkswagen auf Elektroautos trotz der verschärften Sparpläne für richtig. Bei Transformationen komme es immer wieder zu Dellen, sagte der SPD-Politiker der „Braunschweiger Zeitung“. „Wir sind jetzt genau in einer solchen Delle – also in einer extrem schwierigen Zeit. Das ändert aber nichts daran, dass der Weg in die E-Mobilität richtig ist.“

Die Alternative wäre aus Sicht des Ministers, Innovationen auszusetzen und so lange wie möglich Verbrenner zu verkaufen, wodurch man irgendwann den Anschluss verpassen werde. „Das wäre ganz sicher der falsche Weg“, sagte Lies.

Der SPD-Politiker unterstützte auch die Überlegungen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), neue Impulse für den Kauf von E-Autos zu setzen. „Wir brauchen jetzt Marktimpulse, externe Anreize, die auch Absatz generieren“, sagte Lies. Zuletzt waren die Neuzulassungen von E-Autos in Deutschland nach dem Stopp der staatlichen Förderung eingebrochen. 

VW-Spitze verteidigt Sparkurs: „Verkäufe für zwei Werke fehlen“

11.05 Uhr: Die VW-Spitze hat auf der Betriebsversammlung in Wolfsburg ihren verschärften Sparkurs verteidigt. „Wir haben noch ein Jahr, vielleicht zwei Jahre Zeit, das Ruder herumzureißen. Aber diese Zeit müssen wir nutzen“, sagte Konzern-Finanzchef Arno Antlitz vor mehr als 10.000 Beschäftigten im VW-Werk. „Wir geben in der Marke seit geraumer Zeit schon mehr Geld aus, als wir einnehmen. Das geht nicht gut auf die Dauer!“

Mit den Einsparungen wolle VW die Mittel freisetzen, die man für neue Produkte brauche. „Dafür brauchen wir jetzt Geld, um kräftig zu investieren“, sagte Markenchef Thomas Schäfer. „Wenn wir es jetzt schaffen, unsere Kosten nachhaltig zu reduzieren und in ein Modellfeuerwerk zu investieren, wie es der Wettbewerb und die Kunden noch nicht gesehen haben, dann werden wir es sein, die die Voraussetzungen geschaffen haben, damit auch die nächsten Generationen hier in Deutschland für Volkswagen arbeiten können.“

Mit Blick auf die Standorte verwies Antlitz auf Überkapazitäten. In Europa würden derzeit zwei Millionen Autos weniger pro Jahr verkauft als vor der Corona-Pandemie. Und das werde sich auch kaum ändern. Für VW mit einem Marktanteil von rund einem Viertel in Europa bedeute das: „Es fehlen uns die Verkäufe von rund 500.000 Autos, die Verkäufe für rund zwei Werken. Und das hat nichts mit unseren Produkten zu tun oder schlechter Leistung des Vertriebs. Der Markt ist schlicht nicht mehr da.“ Angaben zu möglichen Standorten, die schließen könnten, machte VW weiter nicht.

VW-Betriebsversammlung begonnen – Mitarbeiter protestieren

10.44 Uhr: Mit scharfen Protesten der Belegschaft hat bei VW die Betriebsversammlung begonnen. Mitarbeiter begrüßten den Vorstand mit Transparenten, mit denen sie gegen die jüngsten Sparpläne protestierten. „Hände weg von der Beschäftigungssicherung“, war auf einem Transparent zu lesen. Auf einem anderen wurde dem Vorstand mit Blick auf mögliche Gehaltskürzungen „Doppelmoral“ vorgeworfen. 

Mehr als 10.000 Teilnehmer wurden zu dem Belegschaftstreffen erwartet, weitere sollen der Versammlung vor der Halle auf Leinwänden folgen können. Betriebsratschefin Daniela Cavallo hatte zuvor von großer Verunsicherung in der Belegschaft gesprochen und erheblichen Widerstand gegen die Pläne des Vorstands angekündigt.

Jetzt müssen sich die VW-Bosse den Mitarbeitern stellen

10.26 Uhr: Nach dem Bekanntwerden der Sparpläne bei VW ist die Belegschaft am Mittwoch gegen 9.30 Uhr zu einer Betriebsversammlung zusammen. Am frühen Nachmittag soll es zudem eine Presserklärung geben mit der Vorsitzenden des Gesamt- und Konzernbetriebsrates der Volkswagen AG, Daniela Cavallo, und dem Bezirksleiter der IG Metall in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Thorsten Gröger.

Erwartet wird eine aufgeheizte Stimmung. Der Konzernvorstand sowie der Vorstand der Kernmarke hat laut Betriebsrat Anwesenheitspflicht, die Bosse müssen sich in der Sitzung den Angestellten stellen. Betriebsratschefin Cavallo hatte vorab gesagt, mit ihr „wird es keine Werksschließungen geben“.

VW hatte am Montag verkündet, bei der Kernmarke kräftig sparen zu müssen. „Auch Werkschließungen von fahrzeugproduzierenden und Komponenten-Standorten können in der aktuellen Situation ohne ein schnelles Gegensteuern nicht mehr ausgeschlossen werden“, hieß es. Der bisher geplante Stellenabbau durch Altersteilzeit und Abfindungen reiche nicht mehr aus, um die angepeilte Einsparziele zu erreichen. Gewerkschaft und Betriebsrat kündigten umgehend massiven Widerstand an.

Ifo-Expertin warnt: „Stimmung in der Autoindustrie ist im Sturzflug“

09.46 Uhr: Die deutsche Autoindustrie blickt nach Darstellung des Ifo-Instituts voller Sorge in die Zukunft. Ausgesprochen pessimistische Erwartungen haben das von dem Münchner Institut erhobene Geschäftsklima in der Branche im August um 6,2 Punkte auf minus 24,7 Punkte absacken lassen. Es war nach einer vorübergehenden leichten Erholung nun bereits der vierte Rückgang in Folge. „Die Stimmung in der Autoindustrie ist im Sturzflug“, sagt Ifo-Expertin Anita Wölfl.

Besonders negativ entwickelten sich die Erwartungen an die kommenden sechs Monate. Hier liegt der Indikator mit inzwischen minus 40,5 Punkten besonders tief. Die aktuelle Geschäftslage wurde dagegen nur minimal ungünstiger als vor einem Monat beschrieben, hier liegt der Indikator bei minus 7,2 Punkten.

„Die Unternehmen der deutschen Autoindustrie leiden unter einem Mangel an neuen Aufträgen – insbesondere aus dem Ausland“, sagte Wölfl. „Dies schlägt sich mittlerweile auch in der Personalplanung nieder“.

Arbeitsminister will alle VW-Standorte sichern – neue Anreize für E-Autos geplant

09.26 Uhr: Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will die Schließung von Fertigungsstätten von Volkswagen verhindern. „Es ist jetzt Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Standorte, und zwar alle Standorte, gesichert werden und dass betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden“, sagte er am Mittwoch den Sendern RTL und ntv. Dafür müsse es jetzt Verhandlungen geben, die politisch flankiert würden.

„Die Bundesregierung wird heute auch im Kabinett Impulse für Elektromobilität setzen“, sagte Heil weiter. Medienberichten zufolge soll ein Gesetzesentwurf für steuerliche Anreize für die Anschaffung von E-Autos als Dienstwagen eingebracht werden. Er könne auch arbeitsmarktpolitisch unterstützen, aber jetzt sei erstmal das Unternehmen am Zug, sagte Heil mit Blick auf Volkswagen weiter. Denn das VW-Management habe in den vergangenen Jahren auch Fehler gemacht.

Der FDP-Politiker Reinhard Houben hatte am Dienstag ausgerechnet die Ausrichtung des VW-Konzerns auf Elektromobilität als solchen Fehler identifiziert. Dem widersprach Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge vehement: „Dem E-Auto gehört die Zukunft, der Absatz steigt international“, sagte sie der „Rheinischen Post“. „Debatten in Deutschland darüber, die Ziele zum Hochlauf der Elektromobilität in Frage zu stellen, schaden dem Standort Deutschland und gefährden Arbeitsplätze.“

Die Kernmarke VW hatte am Montag nach einer Führungskräftetagung einen härteren Sparkurs angekündigt und dabei auch Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr ausgeschlossen. Betriebsrat und Gewerkschaft kündigten „erbitterten Widerstand“ an. Am Mittwoch sollte in Wolfsburg eine Betriebsversammlung stattfinden.

VW verschärft Sparkurs weiter, Hauptmarkenchef kündigt zwei weitere Schritte an

11.50 Uhr: Volkswagen verschärft abermals die Maßnahmen zur dringend notwendigen Stärkung seiner Wettbewerbsfähigkeit. Wie Business Insider exklusiv aus dem Unternehmen erfuhr, kündigte Hauptmarkenchef Thomas Schäfer auf der heutigen Betriebsversammlung im Stammwerk Wolfsburg die nächsten beiden Schritte zur Restrukturierung des Unternehmens an.

Demnach sieht sich Volkswagen jetzt gezwungen, die Tarifverträge zum sogenannten Tarif Plus, der die höchsten Entgeltstufen bei Volkswagen regelt, zu kündigen. Zudem soll auch jener Tarifvertrag gekündigt werden, der die Anzahl von Auszubildenden fixiert. Aktuell ist in diesem Vertrag festgeschrieben, dass VW jährlich 1400 Auszubildende einstellt. Zukünftig hingegen sollen Auszubildende nur noch strikt nach tatsächlichem Bedarf bei VW unterkommen.

VW-Betriebsratschefin feuert gegen Bosse: „Eine Bankrotterklärung“

11.47 Uhr: Der VW-Betriebsrat erhöht den Widerstand gegen den jüngst verschärften Sparkurs des Konzerns. Schuld an der Krise bei Volkswagen seien nicht die Mitarbeiter, sondern die Konzernführung, sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo laut Redemanuskript bei der Betriebsversammlung vor mehr als 10.000 Beschäftigten im VW-Werk. Mit Blick auf das von VW jüngst verschärfte Sparprogramm nannte sie klare rote Linien: Werkschließungen dürfe es nicht geben, die Job-Garantie dürfe nicht angetastet und müsse verlängert werden. Auch Einschnitte bei den Tariflöhnen lehnte sie ab

 „Volkswagen krankt daran, dass der Vorstand seinen Job nicht macht“, sagte Cavallo. Dafür dürfe man nun nicht die Belegschaft zur Verantwortung ziehen. Europas größter Autobauer hatte angekündigt, angesichts der sich zuspitzenden Lage den eingeschlagenen Sparkurs bei der Kernmarke VW noch einmal zu verschärfen. Auch eine Werkschließung in Deutschland und betriebsbedingte Kündigungen werden nicht länger ausgeschlossen.

„Das ist Ihre Antwort auf die Krise? Ist das alles, was Ihnen einfällt?“, fragte Cavallo die mit auf dem Podium sitzenden Vorstände. „Das ist nicht nur ein Armutszeugnis. Das ist eine Bankrotterklärung.“

Minister Lies über VW: Weg in E-Mobilität ist richtig

11.41 Uhr: Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies hält den Fokus von Volkswagen auf Elektroautos trotz der verschärften Sparpläne für richtig. Bei Transformationen komme es immer wieder zu Dellen, sagte der SPD-Politiker der „Braunschweiger Zeitung“. „Wir sind jetzt genau in einer solchen Delle – also in einer extrem schwierigen Zeit. Das ändert aber nichts daran, dass der Weg in die E-Mobilität richtig ist.“

Die Alternative wäre aus Sicht des Ministers, Innovationen auszusetzen und so lange wie möglich Verbrenner zu verkaufen, wodurch man irgendwann den Anschluss verpassen werde. „Das wäre ganz sicher der falsche Weg“, sagte Lies.

Der SPD-Politiker unterstützte auch die Überlegungen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), neue Impulse für den Kauf von E-Autos zu setzen. „Wir brauchen jetzt Marktimpulse, externe Anreize, die auch Absatz generieren“, sagte Lies. Zuletzt waren die Neuzulassungen von E-Autos in Deutschland nach dem Stopp der staatlichen Förderung eingebrochen. 

VW-Spitze verteidigt Sparkurs: „Verkäufe für zwei Werke fehlen“

11.05 Uhr: Die VW-Spitze hat auf der Betriebsversammlung in Wolfsburg ihren verschärften Sparkurs verteidigt. „Wir haben noch ein Jahr, vielleicht zwei Jahre Zeit, das Ruder herumzureißen. Aber diese Zeit müssen wir nutzen“, sagte Konzern-Finanzchef Arno Antlitz vor mehr als 10.000 Beschäftigten im VW-Werk. „Wir geben in der Marke seit geraumer Zeit schon mehr Geld aus, als wir einnehmen. Das geht nicht gut auf die Dauer!“

Mit den Einsparungen wolle VW die Mittel freisetzen, die man für neue Produkte brauche. „Dafür brauchen wir jetzt Geld, um kräftig zu investieren“, sagte Markenchef Thomas Schäfer. „Wenn wir es jetzt schaffen, unsere Kosten nachhaltig zu reduzieren und in ein Modellfeuerwerk zu investieren, wie es der Wettbewerb und die Kunden noch nicht gesehen haben, dann werden wir es sein, die die Voraussetzungen geschaffen haben, damit auch die nächsten Generationen hier in Deutschland für Volkswagen arbeiten können.“

Mit Blick auf die Standorte verwies Antlitz auf Überkapazitäten. In Europa würden derzeit zwei Millionen Autos weniger pro Jahr verkauft als vor der Corona-Pandemie. Und das werde sich auch kaum ändern. Für VW mit einem Marktanteil von rund einem Viertel in Europa bedeute das: „Es fehlen uns die Verkäufe von rund 500.000 Autos, die Verkäufe für rund zwei Werken. Und das hat nichts mit unseren Produkten zu tun oder schlechter Leistung des Vertriebs. Der Markt ist schlicht nicht mehr da.“ Angaben zu möglichen Standorten, die schließen könnten, machte VW weiter nicht.

VW-Betriebsversammlung begonnen – Mitarbeiter protestieren

10.44 Uhr: Mit scharfen Protesten der Belegschaft hat bei VW die Betriebsversammlung begonnen. Mitarbeiter begrüßten den Vorstand mit Transparenten, mit denen sie gegen die jüngsten Sparpläne protestierten. „Hände weg von der Beschäftigungssicherung“, war auf einem Transparent zu lesen. Auf einem anderen wurde dem Vorstand mit Blick auf mögliche Gehaltskürzungen „Doppelmoral“ vorgeworfen. 

Mehr als 10.000 Teilnehmer wurden zu dem Belegschaftstreffen erwartet, weitere sollen der Versammlung vor der Halle auf Leinwänden folgen können. Betriebsratschefin Daniela Cavallo hatte zuvor von großer Verunsicherung in der Belegschaft gesprochen und erheblichen Widerstand gegen die Pläne des Vorstands angekündigt.

Jetzt müssen sich die VW-Bosse den Mitarbeitern stellen

10.26 Uhr: Nach dem Bekanntwerden der Sparpläne bei VW ist die Belegschaft am Mittwoch gegen 9.30 Uhr zu einer Betriebsversammlung zusammen. Am frühen Nachmittag soll es zudem eine Presserklärung geben mit der Vorsitzenden des Gesamt- und Konzernbetriebsrates der Volkswagen AG, Daniela Cavallo, und dem Bezirksleiter der IG Metall in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Thorsten Gröger.

Erwartet wird eine aufgeheizte Stimmung. Der Konzernvorstand sowie der Vorstand der Kernmarke hat laut Betriebsrat Anwesenheitspflicht, die Bosse müssen sich in der Sitzung den Angestellten stellen. Betriebsratschefin Cavallo hatte vorab gesagt, mit ihr „wird es keine Werksschließungen geben“.

VW hatte am Montag verkündet, bei der Kernmarke kräftig sparen zu müssen. „Auch Werkschließungen von fahrzeugproduzierenden und Komponenten-Standorten können in der aktuellen Situation ohne ein schnelles Gegensteuern nicht mehr ausgeschlossen werden“, hieß es. Der bisher geplante Stellenabbau durch Altersteilzeit und Abfindungen reiche nicht mehr aus, um die angepeilte Einsparziele zu erreichen. Gewerkschaft und Betriebsrat kündigten umgehend massiven Widerstand an.

Ifo-Expertin warnt: „Stimmung in der Autoindustrie ist im Sturzflug“

09.46 Uhr: Die deutsche Autoindustrie blickt nach Darstellung des Ifo-Instituts voller Sorge in die Zukunft. Ausgesprochen pessimistische Erwartungen haben das von dem Münchner Institut erhobene Geschäftsklima in der Branche im August um 6,2 Punkte auf minus 24,7 Punkte absacken lassen. Es war nach einer vorübergehenden leichten Erholung nun bereits der vierte Rückgang in Folge. „Die Stimmung in der Autoindustrie ist im Sturzflug“, sagt Ifo-Expertin Anita Wölfl.

Besonders negativ entwickelten sich die Erwartungen an die kommenden sechs Monate. Hier liegt der Indikator mit inzwischen minus 40,5 Punkten besonders tief. Die aktuelle Geschäftslage wurde dagegen nur minimal ungünstiger als vor einem Monat beschrieben, hier liegt der Indikator bei minus 7,2 Punkten.

„Die Unternehmen der deutschen Autoindustrie leiden unter einem Mangel an neuen Aufträgen – insbesondere aus dem Ausland“, sagte Wölfl. „Dies schlägt sich mittlerweile auch in der Personalplanung nieder“.

Arbeitsminister will alle VW-Standorte sichern – neue Anreize für E-Autos geplant

09.26 Uhr: Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will die Schließung von Fertigungsstätten von Volkswagen verhindern. „Es ist jetzt Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Standorte, und zwar alle Standorte, gesichert werden und dass betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden“, sagte er am Mittwoch den Sendern RTL und ntv. Dafür müsse es jetzt Verhandlungen geben, die politisch flankiert würden.

„Die Bundesregierung wird heute auch im Kabinett Impulse für Elektromobilität setzen“, sagte Heil weiter. Medienberichten zufolge soll ein Gesetzesentwurf für steuerliche Anreize für die Anschaffung von E-Autos als Dienstwagen eingebracht werden. Er könne auch arbeitsmarktpolitisch unterstützen, aber jetzt sei erstmal das Unternehmen am Zug, sagte Heil mit Blick auf Volkswagen weiter. Denn das VW-Management habe in den vergangenen Jahren auch Fehler gemacht.

Der FDP-Politiker Reinhard Houben hatte am Dienstag ausgerechnet die Ausrichtung des VW-Konzerns auf Elektromobilität als solchen Fehler identifiziert. Dem widersprach Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge vehement: „Dem E-Auto gehört die Zukunft, der Absatz steigt international“, sagte sie der „Rheinischen Post“. „Debatten in Deutschland darüber, die Ziele zum Hochlauf der Elektromobilität in Frage zu stellen, schaden dem Standort Deutschland und gefährden Arbeitsplätze.“

Die Kernmarke VW hatte am Montag nach einer Führungskräftetagung einen härteren Sparkurs angekündigt und dabei auch Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr ausgeschlossen. Betriebsrat und Gewerkschaft kündigten „erbitterten Widerstand“ an. Am Mittwoch sollte in Wolfsburg eine Betriebsversammlung stattfinden.